So, 11:05 Uhr
16.02.2014
Alt möcht ich werden
Die Textzeile Alt möcht ich werden
aus einem der Gedichte des Autors Louis Fürnberg (1909-1957) bewahrheitete sich für ihn nicht, er wurde nur 48 Jahre. Die politischen Verwerfungen während seiner Lebenszeit ließen ihm wenig Zeit zum Verschnaufen, er wurde viele Jahre verfolgt, was seine Biographie exemplarisch aufzeigt...
Fürnbergs Büste im Ilmpark in Weimar (Foto: Archiv Kneffel) Am Samstag, 22. Februar, stellen ihn Mitglieder des Fördervereins in Limlingerode ab 14. 30 Uhr mit Lyrik und Prosa vor. Den Song der Rockband Puhdys Alt wie ein Baum möchte ich werden genau wie der Dichter es beschreibt..., gibt es seit 1976, er wird bis heute gespielt. Der Text stammt von Burkhard Lasch, der Fürnbergs Gedicht zu Grunde legte. Nun ist es möglich, den Dichter, der die Inspiration dazu gab, in der Dichterstätte genauer kennenzulernen. Was sollte man über ihn wissen?
Fürnberg war ein tschechisch-deutscher Schriftsteller, Dichter, Journalist, Komponist, Diplomat, war jüdischer Abstammung und wurde in einer mährischen Textilfabrikantenfamilie geboren.
Kindheit und Jugend verbrachte er in Karlsbad, besuchte das Gymnasium, eine Lehre als Kunstkeramiker in einer Porzellanfabrik musste er wegen Tuberkulose abbrechen. Als Siebzehnjähriger trat er in die Sozialistische Jugend ein. In Prag besuchte er die Deutsche Handelsakademie und veröffentlichte erste Gedichte in der deutschsprachigen bürgerlichen Presse.
1928 wurde er Mitglied in der deutschen Sektion der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakai und gründete die Agitprop-Gruppe Echo von links, für die er vor allem als Texter tätig war. 1936 lernte er Lotte Wertheimer kennen, die Tochter eines österreichisch-jüdischen Unternehmers, die ebenfalls Kommunistin war. 1937 heirateten sie. Bis 1939 war er für die kommunistische Presse in Prag tätig.
Nach dem Einmarsch Nazi-Deutschlands 1939 misslang eine Flucht nach Polen. Man verhaftete beiden, Lotte kam bald frei und flüchtete nach London, er war in mehreren Gefängnissen und wurde auch gefoltert. Später gelang es der Familie seiner Frau, ihn durch Bestechung der Gestapo freizukaufen und eine Abschiebung nach Italien zu erreichen, wo er seine Frau zum Jahreswechsel 1939/40 wiedertraf. Sie flohen nach Jugoslawien.
1941 erreichten sie Palästina. Seine Familie, im deutschen Machtbereich geblieben, wurde ermordet. 1946 kehrten die Fürnbergs von Jerusalem nach Prag zurück. In den folgenden zwei Jahren war er dort als Journalist und Korrespondent für mehrere Zeitungen tätig, später im Informationsministerium und von 1949 bis 1952 Kulturattaché der tschechoslowakischen Botschaft in Berlin, kehrte dann in die Tschechoslowakei zurück.
Das von antisemitischen Tendenzen gekennzeichnete politische Klima der spätstalinistischen Sowjetunion hatte besonders auf die Tschechoslowakei übergegriffen. Die während dieser Zeit verhängten Todesurteile gegen Teile der Führung der KP der Tschechoslowakai um Rudolf Slansky, die auch einige der Freunde und Bekannten von Louis Fürnberg betrafen, schwächten seine Gesundheit empfindlich. 1954 zogen die Fürnbergs nach Weimar. Hier war er stellvertretender Leiter der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur und Mitherausgeber der Zeitschrift Weimarer Beiträge. 1955 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Künste in Berlin.
In diesem Jahr erlitt er einen Herzinfarkt. Fürnberg starb in der Nacht vom 23. zum 24. Juni 1957. Mit einem Trauerzug wurde er am 27. Juni auf dem Ehrengräberfeld des Historischen Friedhofes in Weimar beigesetzt. Im Ilmpark, unweit des Schlosses, steht seit 1961 seine Büste. An seinem 100. Geburtstag 2009 wurde der Dichter durch die Stiftung Weimarer Klassik mit einer Gedenkveranstaltung im Stadtschloss geehrt. Seine Tochter Alena trug Gedichte vor und der Dichter und Schriftsteller Wulf Kirsten sprach die Laudatio. Bei Faber & Faber erschien im selben Jahr Ausgewählte Gedichte Lebensbilder.
Heidelore Kneffel
Autor: redFürnbergs Büste im Ilmpark in Weimar (Foto: Archiv Kneffel) Am Samstag, 22. Februar, stellen ihn Mitglieder des Fördervereins in Limlingerode ab 14. 30 Uhr mit Lyrik und Prosa vor. Den Song der Rockband Puhdys Alt wie ein Baum möchte ich werden genau wie der Dichter es beschreibt..., gibt es seit 1976, er wird bis heute gespielt. Der Text stammt von Burkhard Lasch, der Fürnbergs Gedicht zu Grunde legte. Nun ist es möglich, den Dichter, der die Inspiration dazu gab, in der Dichterstätte genauer kennenzulernen. Was sollte man über ihn wissen?
Fürnberg war ein tschechisch-deutscher Schriftsteller, Dichter, Journalist, Komponist, Diplomat, war jüdischer Abstammung und wurde in einer mährischen Textilfabrikantenfamilie geboren.
Kindheit und Jugend verbrachte er in Karlsbad, besuchte das Gymnasium, eine Lehre als Kunstkeramiker in einer Porzellanfabrik musste er wegen Tuberkulose abbrechen. Als Siebzehnjähriger trat er in die Sozialistische Jugend ein. In Prag besuchte er die Deutsche Handelsakademie und veröffentlichte erste Gedichte in der deutschsprachigen bürgerlichen Presse.
1928 wurde er Mitglied in der deutschen Sektion der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakai und gründete die Agitprop-Gruppe Echo von links, für die er vor allem als Texter tätig war. 1936 lernte er Lotte Wertheimer kennen, die Tochter eines österreichisch-jüdischen Unternehmers, die ebenfalls Kommunistin war. 1937 heirateten sie. Bis 1939 war er für die kommunistische Presse in Prag tätig.
Nach dem Einmarsch Nazi-Deutschlands 1939 misslang eine Flucht nach Polen. Man verhaftete beiden, Lotte kam bald frei und flüchtete nach London, er war in mehreren Gefängnissen und wurde auch gefoltert. Später gelang es der Familie seiner Frau, ihn durch Bestechung der Gestapo freizukaufen und eine Abschiebung nach Italien zu erreichen, wo er seine Frau zum Jahreswechsel 1939/40 wiedertraf. Sie flohen nach Jugoslawien.
1941 erreichten sie Palästina. Seine Familie, im deutschen Machtbereich geblieben, wurde ermordet. 1946 kehrten die Fürnbergs von Jerusalem nach Prag zurück. In den folgenden zwei Jahren war er dort als Journalist und Korrespondent für mehrere Zeitungen tätig, später im Informationsministerium und von 1949 bis 1952 Kulturattaché der tschechoslowakischen Botschaft in Berlin, kehrte dann in die Tschechoslowakei zurück.
Das von antisemitischen Tendenzen gekennzeichnete politische Klima der spätstalinistischen Sowjetunion hatte besonders auf die Tschechoslowakei übergegriffen. Die während dieser Zeit verhängten Todesurteile gegen Teile der Führung der KP der Tschechoslowakai um Rudolf Slansky, die auch einige der Freunde und Bekannten von Louis Fürnberg betrafen, schwächten seine Gesundheit empfindlich. 1954 zogen die Fürnbergs nach Weimar. Hier war er stellvertretender Leiter der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur und Mitherausgeber der Zeitschrift Weimarer Beiträge. 1955 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Künste in Berlin.
In diesem Jahr erlitt er einen Herzinfarkt. Fürnberg starb in der Nacht vom 23. zum 24. Juni 1957. Mit einem Trauerzug wurde er am 27. Juni auf dem Ehrengräberfeld des Historischen Friedhofes in Weimar beigesetzt. Im Ilmpark, unweit des Schlosses, steht seit 1961 seine Büste. An seinem 100. Geburtstag 2009 wurde der Dichter durch die Stiftung Weimarer Klassik mit einer Gedenkveranstaltung im Stadtschloss geehrt. Seine Tochter Alena trug Gedichte vor und der Dichter und Schriftsteller Wulf Kirsten sprach die Laudatio. Bei Faber & Faber erschien im selben Jahr Ausgewählte Gedichte Lebensbilder.
Heidelore Kneffel
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