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Mi, 14:50 Uhr
11.02.2015

Sucht und Abhängigkeit in Zahlen

Die nnz konnte heute einen Blick in den Jahresbericht des Suchthilfenzentrums der Nordhäuser Diakonie werfen. Geschlecht, Familienstand, Erwerbssituation - neben dem reinen Krankheitsbild befasst sich der Bericht auch mit sozialen Aspekten und zeigt die Entwicklung der vergangenen sechs Jahre auf...

Demnach stieg die Zahl derer, die im Suchthilfezentrum Unterstützung finden, von 568 Klienten im Jahr 2008 auf 692 Klienten im Jahr 2014. Das ist ein Anstieg von 21%. "Der postulierte Zusammenhang, dass ein Rückgang der Einwohnerzahl auch zum Rückgang von Hilfebedarfen führen müsse, ist im Bereich der Suchthilfe nicht zu erkennen, im Gegenteil.", heißt es im Jahresbericht .

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Die häufigste Diagnose war im vergangenen Jahr Alkoholsucht, die bei 343 Klienten festgestellt wurde. Substanzmissbrauch in Form von Stimulanzen wie Chrystal Meth folgt mit 127 betroffenen Klienten. Wegen Cannabiskonsum begaben sich 77 Personen in Behandlung.

Die Horrordroge der 90er Jahre, Heroin, scheint hingegen kaum noch eine Rolle zu spielen, lediglich sechs Personen wurden hier behandelt. Auch Essstörungen fallen in den Aufgabenbereich der Suchtberatung, neun Klienten mit dieser Diagnose gab es im Jahr 2014.

Die Suchthilfe beachtet in ihrem Bericht auch soziale Aspekte. So waren 477 Personen, also rund zwei Drittel, männlichen Geschlechts. Desweiteren hat die Mehrzahl keine Kinder (567 Personen) und ist ledig (390 Personen, 154 Verheiratete). Die Einkommenssituation wird ebenso betrachtet: 250 der 692 Klienten bezogen Arbeitslosengeld II (ALG II). Im Vergleich zu den Klienten, die in Lohn und Brot standen, ist der Unterschied mit 225 Berufstätigen Personen marginal. Und es sind nicht nur die jungen Leute, die Suchtprobleme entwickeln können - immerhin 69 Rentner fanden 2014 den Weg in die Suchtberatung der Nordhäuser Diakonie.

Die Zahl der ALG II Empfänger, die sich im Suchtzentrum behandelt wurden, war im Jahr 2010 auf dem Höchststand. Damals machten sie 45% der Klienten aus. Bis 2013 sank diese Zahl auf 33%, im letzten Jahr verzeichnete man wieder einen Anstieg auf 36%. Die Zahl der Berufstätigen, die sich in Behandlung begaben, stieg von 23% im Jahr 2008 auf 29% im Jahr 2014.

Hauptlebensunterhalt der Klientinnen und Klienten, welche die Beratung  abgeschlossen haben zum Beginn der Beratung und zum Ende der Beratung (Foto: Diakonie Nordhausen) Hauptlebensunterhalt der Klientinnen und Klienten, welche die Beratung abgeschlossen haben zum Beginn der Beratung und zum Ende der Beratung (Foto: Diakonie Nordhausen)

Die Suchthilfe kommt in ihren Bericht auch nicht umhin, auf die wirtschaftlichen Folgen ambulanter Suchtberatung einzugehen.

"Wenn man optimistisch davon ausgeht, dass die erfolgreiche Suchtberatung und Suchtbehandlung einen entscheidenden Anteil an der beruflichen Wiedereingliederung hat und auch zur Überwindung finanzieller Unterstützungsleistungen beiträgt, dann relativieren sich die Kosten von Suchthilfe beträchtlich.", heißt es im Bericht. "Allein durch die Reduzierung der ALG II Kosten von 15 Personen entsteht eine Jahresentlastung von min. 108.000 Euro." Rechne man desweiteren Einnahmen wie Steuern und Konsum und vermiedene Gesundsheitskosten wie Entwöhnung, Entgiftung oder Unterbringung der Personen hinzu, die wieder in einem Arbeitsverhältnis stehen, so würden sich die Ausgaben einer Beratungsstelle nicht nur amortisierten, sondern sich sogar auszahlen, resümiert der Bericht.

Die ökonomische Betrachtung und Begründung sei notwendig, weil auch die ambulante Suchtberatung immer stärker aus dem Blickwinkel von Wirtschaftlichkeit und Effizienz angefragt und hinterfragt würde, heißt es im Jahresbericht. Grundsätzlich solle aber das Ziel ambulanter Suchtberatung, die psychosoziale Unterstützung suchtkranker und suchtgefährdeter Menschen in Not sein.
Angelo Glashagel
Autor: red

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