Sa, 09:00 Uhr
11.10.2025
Radio ENNO feiert 25. Geburtstag
Ein Vierteljahrhundert auf dem Nordhäuser Äther
Seit 25 Jahren wird in Nordhausen Radio gemacht. Was als "Offener Kanal" begann ist inzwischen das Bürgerradio ENNO und hier will man das große Jubiläum demnächst gebührend feiern, natürlich am besten über den Äther…
In Zeiten von Streamingdiensten, TikTok Hype und Insta-Timeline, von medialer Dauerbeschallung auf allen Kanälen, da wirkt das gute, alte Radio auf den ersten Blick ein bisschen antiquiert. Und wer in der durchformatierten deutsche Radiolandschaft etwas anderes hören will, als die Hits der 80er, 90er und das Beste von heute, der muss sich schon auf die Suche begeben.
In Nordhausen und Umgebung dauert die Suche zum Glück nicht lange, auf Frequenz 100.4 sendet seit nunmehr einem Vierteljahrhundert das Radio ENNO Musik und Nachrichten, Sendungen zu Kultur, Sport und Gesellschaft und alles andere, was den Nordhäuserinnen und Nordhäusern so am Herzen liegen könnte. Denn der Kern der Aufgabe ist seit ehedem der: die Bürger machen ihr Radioprogramm selber und das kann mindestens so modern sein, wie Spotify, Podcast und Co.
Wir haben im Jahr 2000 als Offener Kanal, oder kurz OKN, angefangen. Offener Kanal heißt an der Stelle, das wir buchstäblich Zugangsoffen waren. Das Programm entstand in der Eigenregie der Nutzer und war die meiste Zeit Live. Es haben sich Leute mit Sendungsbewusstsein gefunden, Menschen die etwas darstellen wollten. Das war ein Selbstläufer, aber in der Qualität mitunter etwas gemischt., erinnert sich Peter Jentsch, von Anfang an dabei, Herz und Seele im Sender und der Herr der Sendetechnik.
Denn ganz ohne professionelle Anleitung ging es auch damals nicht die Tricks und Kniffe für Aufnahme und Schnitt, eine robuste Sendungsplanung und die Feinheiten in der Bedienung der Technik - all das will gelernt sein. Medienbildung war deswegen immer Bestandteil des Senderalltags, gehört aber seit dem Umbau zum Bürgerradio ab 2016 fest zum Auftrag der Radiomacher. An der Zugangsoffenheit des OKN hat sich mit dem Start von Radio ENNO als Bürgerradio nichts geändert. Was hinzugekommen ist, ist diese Verankerung des Bildungsauftrages und der Fokus auf lokale Informationen, erzählt Jentsch. Die Sendungen kommen nicht mehr allein von den Nutzerinnen und Nutzern, die Redaktion sorgt auch für Nachrichten, Interviews und Live-Sendungen. Die relative Anarchie der Anfangsjahre ist klareren Strukturen gewichen, wer heute ENNO hört weiß in etwa wann was gesendet wird. Von 6 bis 10 Uhr läuft das Morgenmagazin, das Mittagsmagazin wird zwischen 12 und 14 Uhr gesendet und das Fazit folgt zwischen 17 und 18 Uhr. Dazwischen ist Zeit für Nutzerbeiträge, Eigenproduktionen und mehr Musik. Montag und Freitag wird gerockt, Dienstag stehen Pop & Country auf dem Programm, Mittwochs blickt man im Spezial musikalisch in die Tiefe, Donnerstag wird in die Wundertüte gegriffen und man sendet das, was aus dem üblichen Raster fällt oder auch Beiträge aus einem der anderen fünf Thüringer Bürgerradios. Am Samstag heißt es Dance, dance, dance und am Sonntag lässt man die Woche in aller Ruhe mit Jazz ausklingen. Im Nachtprogramm läuft der BBC World Service.
Frischer Wind im Studio
Ein "Selbstläufer" ist das nicht mehr, ohne Personal geht im Sender nichts und hier weht seit Anfang des Jahres ein neuer Wirbelwind auf allen Ebenen. Auguste Sandner, Autorin, Regisseurin und Theaterpädagogin aus Dresden, hat es vor einiger Zeit nach Nordhausen verschlagen, zum Radio hat sie über die Stadtbibliothek gefunden. Ich habe viel an den Bürgerbühnen in Dresden und Düsseldorf gearbeitet, bei partizipativen Formaten bin ich zu Hause. Da hat das gut gepasst. Radio zu machen ist ein zutiefst gestalterischer und kreativer Prozess, das macht einfach Spaß. Und wenn man dann noch jemanden in der Live-Sendung hat und über die Musik zu einem interessanten Gespräch und letztlich auch zueinander findet, das ist einfach ein tolles Erlebnis., beschreibt Sandner ihre bisherige Arbeit im Sender.
Ihre Aufgabe Abseits des Mikrofons und der Medienpädagogik ist auch die Wiederbelebung alter Netzwerke. Wir müssen uns mittelfristig erneuern. Das heißt nicht, dass wir das Rad neu erfinden, aber wir wollen wieder mehr herausgehen und alte Kooperationen mit neuem Leben füllen, sei das nun mit der Hochschule und dem Schülerforschungszentrum, mit dem Theater, der Flohburg, der Rothleimmühle oder auch Wacker, um nur einige zu nennen. Für Sandner heißt das auch: das alte Radio muss sich ein Stück weit an die neue Medienlandschaft anpassen. Spotify und Co. wird man keine Konkurrenz machen können, aber man kann zeigen, vermehrt auch via Social Media, dass ein Format wie der moderne Podcast im Kern auch nichts anderes als Radio ist. Wir bieten schlicht die Möglichkeit, einmal über die eigenen Anliegen zu berichten. Das muss nicht zwingend bedeuten, das man gleich eine ganze Sendung auf die Beine stellt, erklärt Sandner.
25 Jahre Bürgerfunk in Nordhausen
Neue Nutzer sind gerne gesehen, man weiß aber auch, das auf ein paar Alteingessene stets Verlass ist. Leute wie Axel Seifert mit seiner Wunschbox, Heavy Metal Fan Wolfgang Scholz oder auch Michael Stempniok und das historische Archiv Nordthüringen, sind fast so lange auf Sendung, wie es das Nordhäuser Radio schon gibt.
Für die Jubiläumswoche hofft man derweil auch auf die Ehemaligen und Einstigen Radiomacher aus 25 Jahren Sendergeschichte. Wir haben eine ganze Jubiläumswoche im Programm eingeplant und dafür tief im Archiv gekramt um ein paar schöne, historische Aufnahmen zu finden. Wir würden uns aber auch sehr freuen, wenn sich die Nutzerinnen und Nutzer an der Woche beteiligen. Wer also noch eine alte Sendung hat und die gerne einmal wieder hören würde, der kann sich gerne im Sender melden., sagt Peter Jentsch.
Einsendungen sind bis zum Freitag, den 17. Oktober möglich und sollten im besten Fall digital, sprich per E-Mail an info@radio-enno.de, erfolgen. Wer noch Material auf Datenträgern wie CD’s oder USB-Sticks hat, der müsste dem Sender am August-Bebel-Platz rechtzeitig einen Besuch abstatten. Die Oldies werden in der Jubiläumswoche vom 20. bis 26. Oktober verteilt im Morgenmagazin und dem Fazit am späten Nachmittag gesendet. Höhepunkt der Geburtstagsfeierlichkeiten ist der Tag des offenen Studios am Samstag, den 25. Oktober von 15 bis 18 Uhr.
Angelo Glashagel
Autor: redIn Zeiten von Streamingdiensten, TikTok Hype und Insta-Timeline, von medialer Dauerbeschallung auf allen Kanälen, da wirkt das gute, alte Radio auf den ersten Blick ein bisschen antiquiert. Und wer in der durchformatierten deutsche Radiolandschaft etwas anderes hören will, als die Hits der 80er, 90er und das Beste von heute, der muss sich schon auf die Suche begeben.
In Nordhausen und Umgebung dauert die Suche zum Glück nicht lange, auf Frequenz 100.4 sendet seit nunmehr einem Vierteljahrhundert das Radio ENNO Musik und Nachrichten, Sendungen zu Kultur, Sport und Gesellschaft und alles andere, was den Nordhäuserinnen und Nordhäusern so am Herzen liegen könnte. Denn der Kern der Aufgabe ist seit ehedem der: die Bürger machen ihr Radioprogramm selber und das kann mindestens so modern sein, wie Spotify, Podcast und Co.
Wir haben im Jahr 2000 als Offener Kanal, oder kurz OKN, angefangen. Offener Kanal heißt an der Stelle, das wir buchstäblich Zugangsoffen waren. Das Programm entstand in der Eigenregie der Nutzer und war die meiste Zeit Live. Es haben sich Leute mit Sendungsbewusstsein gefunden, Menschen die etwas darstellen wollten. Das war ein Selbstläufer, aber in der Qualität mitunter etwas gemischt., erinnert sich Peter Jentsch, von Anfang an dabei, Herz und Seele im Sender und der Herr der Sendetechnik.
Denn ganz ohne professionelle Anleitung ging es auch damals nicht die Tricks und Kniffe für Aufnahme und Schnitt, eine robuste Sendungsplanung und die Feinheiten in der Bedienung der Technik - all das will gelernt sein. Medienbildung war deswegen immer Bestandteil des Senderalltags, gehört aber seit dem Umbau zum Bürgerradio ab 2016 fest zum Auftrag der Radiomacher. An der Zugangsoffenheit des OKN hat sich mit dem Start von Radio ENNO als Bürgerradio nichts geändert. Was hinzugekommen ist, ist diese Verankerung des Bildungsauftrages und der Fokus auf lokale Informationen, erzählt Jentsch. Die Sendungen kommen nicht mehr allein von den Nutzerinnen und Nutzern, die Redaktion sorgt auch für Nachrichten, Interviews und Live-Sendungen. Die relative Anarchie der Anfangsjahre ist klareren Strukturen gewichen, wer heute ENNO hört weiß in etwa wann was gesendet wird. Von 6 bis 10 Uhr läuft das Morgenmagazin, das Mittagsmagazin wird zwischen 12 und 14 Uhr gesendet und das Fazit folgt zwischen 17 und 18 Uhr. Dazwischen ist Zeit für Nutzerbeiträge, Eigenproduktionen und mehr Musik. Montag und Freitag wird gerockt, Dienstag stehen Pop & Country auf dem Programm, Mittwochs blickt man im Spezial musikalisch in die Tiefe, Donnerstag wird in die Wundertüte gegriffen und man sendet das, was aus dem üblichen Raster fällt oder auch Beiträge aus einem der anderen fünf Thüringer Bürgerradios. Am Samstag heißt es Dance, dance, dance und am Sonntag lässt man die Woche in aller Ruhe mit Jazz ausklingen. Im Nachtprogramm läuft der BBC World Service.
Frischer Wind im Studio
Ein "Selbstläufer" ist das nicht mehr, ohne Personal geht im Sender nichts und hier weht seit Anfang des Jahres ein neuer Wirbelwind auf allen Ebenen. Auguste Sandner, Autorin, Regisseurin und Theaterpädagogin aus Dresden, hat es vor einiger Zeit nach Nordhausen verschlagen, zum Radio hat sie über die Stadtbibliothek gefunden. Ich habe viel an den Bürgerbühnen in Dresden und Düsseldorf gearbeitet, bei partizipativen Formaten bin ich zu Hause. Da hat das gut gepasst. Radio zu machen ist ein zutiefst gestalterischer und kreativer Prozess, das macht einfach Spaß. Und wenn man dann noch jemanden in der Live-Sendung hat und über die Musik zu einem interessanten Gespräch und letztlich auch zueinander findet, das ist einfach ein tolles Erlebnis., beschreibt Sandner ihre bisherige Arbeit im Sender.
Ihre Aufgabe Abseits des Mikrofons und der Medienpädagogik ist auch die Wiederbelebung alter Netzwerke. Wir müssen uns mittelfristig erneuern. Das heißt nicht, dass wir das Rad neu erfinden, aber wir wollen wieder mehr herausgehen und alte Kooperationen mit neuem Leben füllen, sei das nun mit der Hochschule und dem Schülerforschungszentrum, mit dem Theater, der Flohburg, der Rothleimmühle oder auch Wacker, um nur einige zu nennen. Für Sandner heißt das auch: das alte Radio muss sich ein Stück weit an die neue Medienlandschaft anpassen. Spotify und Co. wird man keine Konkurrenz machen können, aber man kann zeigen, vermehrt auch via Social Media, dass ein Format wie der moderne Podcast im Kern auch nichts anderes als Radio ist. Wir bieten schlicht die Möglichkeit, einmal über die eigenen Anliegen zu berichten. Das muss nicht zwingend bedeuten, das man gleich eine ganze Sendung auf die Beine stellt, erklärt Sandner.
25 Jahre Bürgerfunk in Nordhausen
Neue Nutzer sind gerne gesehen, man weiß aber auch, das auf ein paar Alteingessene stets Verlass ist. Leute wie Axel Seifert mit seiner Wunschbox, Heavy Metal Fan Wolfgang Scholz oder auch Michael Stempniok und das historische Archiv Nordthüringen, sind fast so lange auf Sendung, wie es das Nordhäuser Radio schon gibt.
Für die Jubiläumswoche hofft man derweil auch auf die Ehemaligen und Einstigen Radiomacher aus 25 Jahren Sendergeschichte. Wir haben eine ganze Jubiläumswoche im Programm eingeplant und dafür tief im Archiv gekramt um ein paar schöne, historische Aufnahmen zu finden. Wir würden uns aber auch sehr freuen, wenn sich die Nutzerinnen und Nutzer an der Woche beteiligen. Wer also noch eine alte Sendung hat und die gerne einmal wieder hören würde, der kann sich gerne im Sender melden., sagt Peter Jentsch.
Einsendungen sind bis zum Freitag, den 17. Oktober möglich und sollten im besten Fall digital, sprich per E-Mail an info@radio-enno.de, erfolgen. Wer noch Material auf Datenträgern wie CD’s oder USB-Sticks hat, der müsste dem Sender am August-Bebel-Platz rechtzeitig einen Besuch abstatten. Die Oldies werden in der Jubiläumswoche vom 20. bis 26. Oktober verteilt im Morgenmagazin und dem Fazit am späten Nachmittag gesendet. Höhepunkt der Geburtstagsfeierlichkeiten ist der Tag des offenen Studios am Samstag, den 25. Oktober von 15 bis 18 Uhr.
Angelo Glashagel




