Mi, 14:42 Uhr
02.10.2024
Oder doch nicht?
"500 Jahre Gymnasium in Nordhausen"
Einer unserer bekanntesten Nordhäuser Chronisten, der Gymnasialprofessor Ernst Günther Förstemann, manifestierte bei Gelegenheit der doppelten Jubelfeier des Gymnasiums daselbst am 3. und 4. Oktober 1824 mit seiner Abhandlung Mitteilungen zu einer Geschichte der Schulen in Nordhausen das mutmaßliche Gründungsjahr 1524...
Zweihundert Jahre später geht niemand geringerer als der engagierte Gymnasiallehrer Felix Kruse, unentbehrliches Vorstandsmitglied des Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein und ebenso aktiver Steinbrückener Historiker, der Frage nach dem tatsächlichen Gründungsjahr auf den Grund. Zwar sei in der Reichsstadt Nordhausen im Jahre 1524 von dem Reformator und Freund Luthers, Johann Spangenberg, auf Geheiß des Stadtrates tatsächlich eine Schule gegründet worden, in deren Beständigkeit sich das Staatliche Gymnasium Wilhelm von Humboldt durchaus zu Recht sieht. Aber Spangenbergs reformatorische Schulgründung steht bereits in einer jahrhundertelangen Tradition des Nordhäuser Schulwesens. Bis 1524 hatte allerdings alleinig das Domstift St. Crucis zu Nordhausen seine Hände über das Bildungswesen. Eine städtische Schule etablierte sich erst in der Reformationszeit.
Die des Rates verordnete Schule führte erst um 1700 den Titel Gymnasium. Das humanistische Gymnasium in Nordhausen hatte dank seiner stetig guten Lehrer einen sehr guten Ruf sogar bis nach Italien. Es brachte weltberühmte Wissenschaftler hervor; beispielsweise den Polyhistor Friedrich Christian Lesser, den Übersetzer Des Pausanias ausführliche Reisebeschreibung von Griechenland Johann Eustachius Goldhagen, den Begründer der Altertumswissenschaft Friedrich August Wolf oder den Orientalisten Wilhelm Gesenius. Außerdem war das humanistische Gymnasium für die Fortschrittlichkeit der Reichsstadt eine unverzichtbare Keimzelle besonders im Bereich der Diskussionskultur. Diskussionen führen (können) war ein Charakteristikum der Nordhäuser Schüler. Zu seiner fundierten Meinung öffentlich zu stehen, galt zu Reichsstadtzeiten als noble Eigenschaft. Der bekannte Gelehrte Johann Andreas Fabricius (1696– 1769) zum Beispiel soll seine Anstellung als Professor und Rektor am Collegium in Braunschweig verloren haben, weil er den Hofrat und Kurator des Carolinums öffentlich und schroff kritisiert haben soll. Das war wohl für den Nordhäuser Stadtrat eine symphytische Art. Prompt folgte er dem Ruf der Reichsstadt und dort besetzte er die Stelle des Rektors bis zu seinem Ableben.
Das Gymnasium ist eine städtische Institution, auf deren Geschichte wir Nordhäuser ungeheuer stolz sein dürfen. Felix Kruse widmet sich in seinem Vortrag der Vorgeschichte der Schulgründung, ihren Voraussetzungen im reformatorischen Nordhausen, der frühen Entwicklung der Schule, den Verbindungen von Reichsstadt und Lehrenden und Lernenden im Zeitalter der Konfessionalisierung und abschließend der Blütezeit des Gymnasiums im Zeitalter der Aufklärung.
Anlässlich des gefeierten 500. Jubiläums des Humboldt-Gymnasiums in Nordhausen lädt der Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein herzlich für den Dienstagabend, 8. Oktober um 19.30 Uhr, zum Vortrag "500 Jahre Gymnasium in Nordhausen" in das Museum Tabakspeicher ein. Der Eintritt ist frei!
Jessica Sophie Müller
Autor: redZweihundert Jahre später geht niemand geringerer als der engagierte Gymnasiallehrer Felix Kruse, unentbehrliches Vorstandsmitglied des Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein und ebenso aktiver Steinbrückener Historiker, der Frage nach dem tatsächlichen Gründungsjahr auf den Grund. Zwar sei in der Reichsstadt Nordhausen im Jahre 1524 von dem Reformator und Freund Luthers, Johann Spangenberg, auf Geheiß des Stadtrates tatsächlich eine Schule gegründet worden, in deren Beständigkeit sich das Staatliche Gymnasium Wilhelm von Humboldt durchaus zu Recht sieht. Aber Spangenbergs reformatorische Schulgründung steht bereits in einer jahrhundertelangen Tradition des Nordhäuser Schulwesens. Bis 1524 hatte allerdings alleinig das Domstift St. Crucis zu Nordhausen seine Hände über das Bildungswesen. Eine städtische Schule etablierte sich erst in der Reformationszeit.
Die des Rates verordnete Schule führte erst um 1700 den Titel Gymnasium. Das humanistische Gymnasium in Nordhausen hatte dank seiner stetig guten Lehrer einen sehr guten Ruf sogar bis nach Italien. Es brachte weltberühmte Wissenschaftler hervor; beispielsweise den Polyhistor Friedrich Christian Lesser, den Übersetzer Des Pausanias ausführliche Reisebeschreibung von Griechenland Johann Eustachius Goldhagen, den Begründer der Altertumswissenschaft Friedrich August Wolf oder den Orientalisten Wilhelm Gesenius. Außerdem war das humanistische Gymnasium für die Fortschrittlichkeit der Reichsstadt eine unverzichtbare Keimzelle besonders im Bereich der Diskussionskultur. Diskussionen führen (können) war ein Charakteristikum der Nordhäuser Schüler. Zu seiner fundierten Meinung öffentlich zu stehen, galt zu Reichsstadtzeiten als noble Eigenschaft. Der bekannte Gelehrte Johann Andreas Fabricius (1696– 1769) zum Beispiel soll seine Anstellung als Professor und Rektor am Collegium in Braunschweig verloren haben, weil er den Hofrat und Kurator des Carolinums öffentlich und schroff kritisiert haben soll. Das war wohl für den Nordhäuser Stadtrat eine symphytische Art. Prompt folgte er dem Ruf der Reichsstadt und dort besetzte er die Stelle des Rektors bis zu seinem Ableben.
Das Gymnasium ist eine städtische Institution, auf deren Geschichte wir Nordhäuser ungeheuer stolz sein dürfen. Felix Kruse widmet sich in seinem Vortrag der Vorgeschichte der Schulgründung, ihren Voraussetzungen im reformatorischen Nordhausen, der frühen Entwicklung der Schule, den Verbindungen von Reichsstadt und Lehrenden und Lernenden im Zeitalter der Konfessionalisierung und abschließend der Blütezeit des Gymnasiums im Zeitalter der Aufklärung.
Anlässlich des gefeierten 500. Jubiläums des Humboldt-Gymnasiums in Nordhausen lädt der Nordhäuser Geschichts- und Altertumsverein herzlich für den Dienstagabend, 8. Oktober um 19.30 Uhr, zum Vortrag "500 Jahre Gymnasium in Nordhausen" in das Museum Tabakspeicher ein. Der Eintritt ist frei!
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