Besuche von Gerichtsverhandlungen sind mehr oder weniger spannend. Zu wirklich interessanten Gerichtsterminen ist meistens die Öffentlichkeit ausgeschlossen, dann wenn es um Sex und Gewalt geht. Termine vor Zivilgerichten sind hingegen nur selten spannend, wenn Bezug genommen wird auf Schriftsätze, welche der Besucher so nicht kennen kann...


Da bleibt nur das allgemeine Strafrecht, und da ist es oft richtig interessant, wenn es um Diebstahl, Sachbeschädigung oder Straßenverkehrsdelikte geht. So finden sich auch immer wieder große Besuchergruppen von Schulen oder Bildungseinrichtungen, die gerne das Amtsgericht Sondershausen aufsuchen.

Ist es aber in der Verhandlung mal nicht so interessant, dann liefert das Publikum Grund zur Heiterkeit: In einer Strafrichtersitzung vor dem Amtsgericht Sondershausen ging es mal wieder um Betäubungsmittel, der Kauf und Verkauf von Drogen wurde eifrig erörtert.

Da erhob sich um 9.25 Uhr ein Zuschauer und sagte im Rausgehen zur Richterin: „Frau Richterin, mir ist langweilig, das ist ja hier wie im Kindergarten.“ Die verdutzte Strafrichterin konnte noch fragen, wer denn der unwillige Besucher überhaupt sei, als dieser noch entgegnete, das gehe sie nichts an.

Da der Mann offensichtlich als Besucher mit dem Träger einer Bildungseinrichtung gekommen war, konnten die Personalien schnell ermittelt werden. Der 1965 geborene Sondershäuser ist gerichtsbekannt. 2001 lief ein Bewährungsverfahren gegen ihn, 2008 folgte die letzte Verurteilung wegen Diebstahls.

Jetzt kommt ein neues Strafverfahren hinzu, inzwischen ist ein Strafbefehl wegen Beleidigung gegen ihn ergangen. Das eigentliche Betäubungsmittelverfahren musste aus anderen Gründen ausgesetzt werden, was aber angesichts dieses kuriosen Auftritts niemanden mehr so recht interessierte.

Auftritte von Besuchern gibt es vor Gericht immer wieder. Erst kürzlich wurde ein Jugendlicher verurteilt, der „Sieg Heil“ gerufen hatte. Offenbar nehmen viele Besucher das Geschehen bei sogenannten Gerichtsshows im Fernsehen wörtlich, wo oft unkontrolliert Besucher in die Gerichtsverhandlung reinplärren.

Die Wirklichkeit vor deutschen Gerichten sieht, wie dieses Verfahren zeigt, jedoch anders aus.