Do, 10:36 Uhr
17.10.2019
Gewerkschaft NGG warnt vor Altersarmut:
Immer mehr Menschen leben von der Stütze
Immer mehr Menschen im Landkreis sind neben ihren Altersbezügen auf staatliche Stütze angewiesen. Die Zahl der Empfänger von Alters-Hartz-IV stieg innerhalb von zehn Jahren um 24 Prozent. Waren es 2008 noch 601 Bezieher von Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, so waren es im vergangenen Jahr bereits 747.
Trotz jahrzehntelanger Arbeit sind immer mehr Menschen von Altersarmut bedroht. Die Gewerkschaft NGG fordert die Politik auf, gegen diesen Trend vorzugehen und rasch eine Grundrente einzuführen.
Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG beruft sich hierbei auf Angaben des Statistischen Landesamtes. Danach erhielten in ganz Thüringen zuletzt rund 16.000 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung – 25 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.
Jens Löbel, Geschäftsführer der NGG-Region Thüringen, sieht den Trend mit Sorge – und fordert eine rentenpolitische Kurskorrektur. Insbesondere die von der Bundesregierung angekündigte Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmut im Landkreis zu verhindern.
Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück, sagt Löbel. So sind nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bundesweit aktuell bereits 16,8 Prozent der Rentner von Armut bedroht. Ohne die Einführung einer Grundrente könnte das Armutsrisiko laut DIW bis zum Jahr 2039 auf 21,6 Prozent steigen – selbst bei einer weiterhin positiven Konjunkturentwicklung.
Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen. Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschwelle. Das liegt auch an der Praxis vieler Unternehmen, aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken. Hinzu kommt der Trend zu Teilzeit und Minijobs, erklärt Gewerkschafter Löbel.
Hier setze die von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil geplante Grundrente an: Danach sollen die Bezüge von Menschen, die mindestens 35 Jahre lang gearbeitet haben und bei der gesetzlichen Rente trotzdem unter die Grenze von 896 Euro kommen, um bis zu mehrere Hundert Euro im Monat aufgebessert werden. Das Modell wäre ein wichtiger Beitrag für mehr Gerechtigkeit im Rentensystem. Es würdigt die Leistung von denen, die ein Leben lang in die Rentenkasse eingezahlt haben, betont Löbel.
Ausschlaggebend sei aber, dass es dabei keine Bedürftigkeitsprüfung gebe. Wer eine solche Prüfung fordert, trifft die Falschen, weil es in den allermeisten Fällen um Haushalte mit kleinen Einkommen geht. Eine Bedürftigkeitsprüfung steht auch dem Rentenprinzip entgegen, nach dem Beitragszahler einen individuellen Leistungsanspruch erwerben, so Löbel.
Die NGG fordert die Große Koalition auf, bei dem Thema jetzt ernst zu machen. Wer Jahrzehnte gearbeitet habe, habe mehr verdient als die bloße Grundsicherung. Am Ende stehe ein Stück des gesellschaftlichen Zusammenhalts auf dem Spiel. Für Tausende Beschäftigte allein im Kreis Nordhausen stellt sich die Frage, ob ein würdiger Lebensabend in Zukunft noch möglich ist, warnt Löbel. Diese Sorge dürfe die Politik nicht ignorieren. Sie müsse jetzt die nötigen Mittel aufbringen, um Altersarmut im großen Stil zu stoppen.
Das Bundesarbeitsministerium geht bei der Grundrente von jährlichen Kosten von etwa fünf Milliarden Euro aus. Jens Löbel: Allein die Bankenrettung im Jahr 2008 hat den Steuerzahler rund 60 Milliarden Euro gekostet.
Autor: redTrotz jahrzehntelanger Arbeit sind immer mehr Menschen von Altersarmut bedroht. Die Gewerkschaft NGG fordert die Politik auf, gegen diesen Trend vorzugehen und rasch eine Grundrente einzuführen.
Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG beruft sich hierbei auf Angaben des Statistischen Landesamtes. Danach erhielten in ganz Thüringen zuletzt rund 16.000 Rentnerinnen und Rentner Grundsicherung – 25 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor.
Jens Löbel, Geschäftsführer der NGG-Region Thüringen, sieht den Trend mit Sorge – und fordert eine rentenpolitische Kurskorrektur. Insbesondere die von der Bundesregierung angekündigte Grundrente müsse rasch angepackt werden, um ein Ausufern der Altersarmut im Landkreis zu verhindern.
Die amtlichen Zahlen zeigen nur die Spitze des Eisbergs. Denn sehr viele Menschen, die wegen Mini-Renten eigentlich einen Anspruch auf die Grundsicherung haben, schrecken aus Scham vor einem Antrag zurück, sagt Löbel. So sind nach einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bundesweit aktuell bereits 16,8 Prozent der Rentner von Armut bedroht. Ohne die Einführung einer Grundrente könnte das Armutsrisiko laut DIW bis zum Jahr 2039 auf 21,6 Prozent steigen – selbst bei einer weiterhin positiven Konjunkturentwicklung.
Eine entscheidende Ursache für dürftige Renten sind niedrige Einkommen. Auch wer Jahrzehnte in einer Bäckerei oder einem Restaurant gearbeitet hat, landet im Alter oft unter der Armutsschwelle. Das liegt auch an der Praxis vieler Unternehmen, aus Tarifverträgen auszusteigen und so die Löhne zu drücken. Hinzu kommt der Trend zu Teilzeit und Minijobs, erklärt Gewerkschafter Löbel.
Hier setze die von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil geplante Grundrente an: Danach sollen die Bezüge von Menschen, die mindestens 35 Jahre lang gearbeitet haben und bei der gesetzlichen Rente trotzdem unter die Grenze von 896 Euro kommen, um bis zu mehrere Hundert Euro im Monat aufgebessert werden. Das Modell wäre ein wichtiger Beitrag für mehr Gerechtigkeit im Rentensystem. Es würdigt die Leistung von denen, die ein Leben lang in die Rentenkasse eingezahlt haben, betont Löbel.
Ausschlaggebend sei aber, dass es dabei keine Bedürftigkeitsprüfung gebe. Wer eine solche Prüfung fordert, trifft die Falschen, weil es in den allermeisten Fällen um Haushalte mit kleinen Einkommen geht. Eine Bedürftigkeitsprüfung steht auch dem Rentenprinzip entgegen, nach dem Beitragszahler einen individuellen Leistungsanspruch erwerben, so Löbel.
Die NGG fordert die Große Koalition auf, bei dem Thema jetzt ernst zu machen. Wer Jahrzehnte gearbeitet habe, habe mehr verdient als die bloße Grundsicherung. Am Ende stehe ein Stück des gesellschaftlichen Zusammenhalts auf dem Spiel. Für Tausende Beschäftigte allein im Kreis Nordhausen stellt sich die Frage, ob ein würdiger Lebensabend in Zukunft noch möglich ist, warnt Löbel. Diese Sorge dürfe die Politik nicht ignorieren. Sie müsse jetzt die nötigen Mittel aufbringen, um Altersarmut im großen Stil zu stoppen.
Das Bundesarbeitsministerium geht bei der Grundrente von jährlichen Kosten von etwa fünf Milliarden Euro aus. Jens Löbel: Allein die Bankenrettung im Jahr 2008 hat den Steuerzahler rund 60 Milliarden Euro gekostet.
Kommentare
Wolfi65
17.10.2019, 12.01 Uhr
O- Ton Merkel
"Es gibt keine Alternative zum Kapitalismus".
Und somit müssen eben jedes mal, wenn sich an der Börse verspekuliert wird, der Steuerzahler einspringen.
Da müssen eben die Rentner ein bisschen zurückstecken.
Es ist doch für Jeden vorgesorgt mit Suppenküchen und Sozialämtern.
Das ganze Leben in Schichten am Fließband und oder an der Werkbank gestanden und dann als Bettler im Sozialkaufhaus.
Das ist doch schon mal etwas.
Man hat nichts in der Tasche, aber das bisschen Kleingeld ist wenigsten frei konvertierbar und man kann in der ganzen Welt damit bezahlen.
Sogar in der Suppenküche mitten in Deutschland.
Und somit müssen eben jedes mal, wenn sich an der Börse verspekuliert wird, der Steuerzahler einspringen.
Da müssen eben die Rentner ein bisschen zurückstecken.
Es ist doch für Jeden vorgesorgt mit Suppenküchen und Sozialämtern.
Das ganze Leben in Schichten am Fließband und oder an der Werkbank gestanden und dann als Bettler im Sozialkaufhaus.
Das ist doch schon mal etwas.
Man hat nichts in der Tasche, aber das bisschen Kleingeld ist wenigsten frei konvertierbar und man kann in der ganzen Welt damit bezahlen.
Sogar in der Suppenküche mitten in Deutschland.
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Leser X
17.10.2019, 13.22 Uhr
Wolfi
Nun lassen Sie doch mal die Kanzlerin in Ruhe. Sie kann doch nichts dafür. Sie regiert doch nur.
Ich sage es nur ungern, aber es muss raus: Schuld ist das Volk. Es hat Jahrzehnte dabei zugesehen, wie sich das alles so entwickelt hat. Und hat es geschehen lassen.
Die Gesellschaft wurde - leider - erfolgreich entsolidarisiert. Aber nichts ist so, dass man es nicht umkehren könnte...
Ich sage es nur ungern, aber es muss raus: Schuld ist das Volk. Es hat Jahrzehnte dabei zugesehen, wie sich das alles so entwickelt hat. Und hat es geschehen lassen.
Die Gesellschaft wurde - leider - erfolgreich entsolidarisiert. Aber nichts ist so, dass man es nicht umkehren könnte...
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geloescht.20230927
17.10.2019, 19.22 Uhr
@ Leser X
Stimme Ihnen völlig zu, aber wann hat das Merkel jemals regiert?
Das Sagen hat hier nur die profitgeile Wirtschaft!
Schönen Abend noch.
Das Sagen hat hier nur die profitgeile Wirtschaft!
Schönen Abend noch.
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tannhäuser
17.10.2019, 20.06 Uhr
Geschichte wiederholt sich in Facetten...
...die Briten hatten ihre Eiserne Lady, die ihr Volk dem zur Verarmung breiter Masse führenden Turbokapitalismus opferte. Und wir haben die Teflon-Kanzlerin.
Nur dass Thatcher nebenbei (Auf einem anderen Schauplatz) ihrem Land durch die Skepsis gegenüber der deutschen Wiedervereinigung nicht schaden wollte, während Merkel mit ihrer Politik offensichtlich nicht ihren Eid auf das deutsche Volk inklusive Schadensabwendung für selbiges im Sinn hat.
Nur dass Thatcher nebenbei (Auf einem anderen Schauplatz) ihrem Land durch die Skepsis gegenüber der deutschen Wiedervereinigung nicht schaden wollte, während Merkel mit ihrer Politik offensichtlich nicht ihren Eid auf das deutsche Volk inklusive Schadensabwendung für selbiges im Sinn hat.
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Rainer H.
17.10.2019, 22.48 Uhr
Zinspolitik schuld an vielen Übel
Es gibt nichts schlimmeres, wenn Weltverschwörer mit Banalvorwürfen in allem die Schuld bei Frau Merkel oder der Regierung suchen.
Die Ursachen liegen aber bei der Zinspolitik, weil auch die Rente aus einer Rentenversicherung entspringt die von Zinsen lebt.
Die Zentralbanken in den Industrieländern betreiben seit längerer Zeit eine Geldpolitik mit niedrigen nominalen Zinsen. Bei gleichzeitig niedriger Inflationsrate sind auch die Realzinsen sehr gering. Von niedrigen Zinsen wird erwartet, dass die Investitionsschwäche überwunden, deflationäre Entwicklungen gestoppt und das Wirtschaftswachstum angekurbelt wird. Offenbar kann aber die Geldpolitik diese Ziele nicht allein erreichen, möglicherweise setzt sie sogar falsche Anreize.
Früher sind die Menschen allein von den Zinsen ihres Ersparten in den Kurzurlaub gefahren oder nutzten die Zinsgewinne als Taschengeld für große Urlaubsreisen.
Sparbücher und andere Anlagen, sorgten dafür, das ein Großteil der Menschen Rücklagen hatten.
Während die Einnahmen sanken stiegen die Preise! Das vor allem die Rentner trifft.
Bedingungslose Grundrente steht bei fast allen Parteien auf dem Programm.
Die Ursachen liegen aber bei der Zinspolitik, weil auch die Rente aus einer Rentenversicherung entspringt die von Zinsen lebt.
Die Zentralbanken in den Industrieländern betreiben seit längerer Zeit eine Geldpolitik mit niedrigen nominalen Zinsen. Bei gleichzeitig niedriger Inflationsrate sind auch die Realzinsen sehr gering. Von niedrigen Zinsen wird erwartet, dass die Investitionsschwäche überwunden, deflationäre Entwicklungen gestoppt und das Wirtschaftswachstum angekurbelt wird. Offenbar kann aber die Geldpolitik diese Ziele nicht allein erreichen, möglicherweise setzt sie sogar falsche Anreize.
Früher sind die Menschen allein von den Zinsen ihres Ersparten in den Kurzurlaub gefahren oder nutzten die Zinsgewinne als Taschengeld für große Urlaubsreisen.
Sparbücher und andere Anlagen, sorgten dafür, das ein Großteil der Menschen Rücklagen hatten.
Während die Einnahmen sanken stiegen die Preise! Das vor allem die Rentner trifft.
Bedingungslose Grundrente steht bei fast allen Parteien auf dem Programm.
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