eic kyf msh nnz uhz tv nt
Mi, 06:31 Uhr
02.12.2020
nnz-Forum:

Van Asten, die Stadt und wir gehören zusammen

In den vergangenen Tagen berichtete die nnz zum wiederholten Male über die häufigen Geruchsbelästigungen in Nordhausen durch die Massentierhaltung im Betrieb von van Asten. Hier nun eine Wortmeldung dazu von Bodo Schwarzberg...


Diesmal sollte die nnz nicht nachgeben und die Probleme des ewigen Gestanks über der Stadt Nordhausen bis zu einer Lösung weiterverfolgen. Der Familienbetrieb van Asten könnte aber ebenso wie die Stadt darauf setzen, dass die neuerliche Kritikwelle, wie schon so oft, abebbt und inmitten von Corona- und anderen Alltagssorgen schließlich versiegt.

Anzeige symplr
Bekanntlich hatte die nnz die niederländische Firma van Asten bisher erfolglos um eine Stellungnahme zu den gefühlt immer häufiger auftretenden Geruchsbelästigungen über Nordhausen gebeten.

Die Stadtverwaltung dürfte aus ökonomisch-finanziellen Gründen dabei kaum ein Interesse daran haben, all zu große Forderungen an den Schweinebetrieb van Asten zu stellen, und die Geruchsbelästigung für die Bürger, für deren Wohl die Stadt eigentlich Verantwortung trägt, zu verringern. Sich hinter Paragraphen zu verstecken, ist ein probates Mittel, um jegliche Kritik ad absurdum zu führen.

Nordhausen schmückt sich gern mit den Nachhaltigkeitskriterien des UN-Projekts Agenda 21 und sollte daher zum Beispiel zu seinen ersten Aufgaben das Hinterfragen von 30.000 auf engem Raum gehaltenen Schweinen zählen. Schließlich sind Schweine verwandschaftlich so oder so betrachtet nicht allzuweit vom Menschen entfernt. Das Internet quillt über von haarsträubenden Berichten über die Verhältnisse in Betrieben der intensiven Tierhaltung: Angefangen von der Kurzzeit-Turbomästung und deren Folgen, dem Einsatz von Antibiotika, von Verhaltungsauffälligkeiten bis hin zum Kannibalismus unter den auf engstem Raum gehaltenen Tieren u.s.w.. Van Asten sollte bezüglich seines Betriebes mit offenen Karten spielen, zum Beispiel, ob es den in Nordhausen gehaltenen oder von hier verschickten Tieren besser ergeht, als zum Beispiel jenen im hier verlinkten, traurigen Beitrag, „Um eines kleinen Bissens Fleisches Willen“

Weiterhin sollte uns der Gestank aber auch interessieren, weil das geruchlose Methan und das geruchsintensive, hochgiftige Ammoniak unsere Umwelt bzw. unsere Gesundheit belasten.

Methan ist als Treibhausgas um ein Vielfaches wirksamer als Kohendioxid, was in der Klimadiskussion dank erfolgreichem Lobbyismus meist untergeht. Ammoniak kann zur weiteren Eutrophierung unserer schon wirtschaftsbedingt stickstoffreichen Böden beitragen und damit zur weiteren Verringerung der gern hervorgehobenen Biodiversität der wenigen noch verbliebenen Magerrasen des Südharzer Zechsteingürtels, zur Nitratverseuchung von Grund- und Oberflächenwasser sowie der Meere mit weiteren teuren, ökologischen Konsequenzen.

Der Verweis auf den Gestank der DDR-Wirtschaft ist zudem ein unhaltbares Ablenkungsmanöver: weil der Westen nach der DDR-Übernahme angetreten ist, es hier besser zu machen, als die SED in den 40 Jahren zuvor. Der Begriff „Bestandsschutz“ im Zusammenhang mit dem van-Asten-Betrieb, er fiel im nnz-Beitrag von Olaf Schulze zu van Asten, zeigt die ganze Dekadenz und Zweilichtigkeit des Umgangs mit den ostdeutschen Betrieben nach der Wende auf.

Schließlich aber wären Betriebe wie van Asten gar nicht überlebensfähig, wenn nicht so viele Menschen so viel Schweinefleisch verzehren würden und wenn der Markt dies nicht mit einem Preiskampf mit der Folge immer noch billigeren Fleisches befeuern würde. Die Folge: Der Pro-Kopf-Verbrauch übersteigt das gesundheitlich und damit auch gesellschaftlich Verträgliche bei weitem:

Vor wenigen Tagen, am 14. November, beging die Welt den Welt-Diabetestag, und in regelmäßigen Abständen warnt die WHO vor der grassierenden Diabetes-Pandemie, die die Corona-Pandemie allein schon auf Grund ihrer jahrzehntelangen Präsenz bei weitem in den Schatten stellt: In Deutschland verstarben in den vergangenen Jahren ca. 100.000 Menschen jährlich an dieser von rotem Fleisch wesentlich mit verursachten Stoffwechselerkrankung. Hinzu kommen ca. 40.000 Amputationen pro Jahr und 2000 Menschen, die infolge von Diabetes erblinden. Bis zum Jahr 2045 soll es über 600 Mio. Diabetes-Kranke weltweit geben, 50 Prozent mehr, als heute.

Es gäbe also viele Gründe, die intensive Schweinehaltung in Nordhausen und deren Folgen zu hinterfragen. Es sollte zu einem gesellschaftlichen Konsenz werden, dass gesunde, artgerecht gehaltene und daher teurere Schweine besser schmecken, als in engsten Koben innerhalb von wenigen Wochen chemisch aufgepumpte Turboschweine. Wenn wir dies hinbekommen würden, wäre der Gestank über Nordhausen bald gegenstandslos.
Bodo Schwarzberg
Autor: psg

Anmerkung der Redaktion:
Die im Forum dargestellten Äußerungen und Meinungen sind nicht unbedingt mit denen der Redaktion identisch. Für den Inhalt ist der Verfasser verantwortlich. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.
Kommentare
OkBoomer
02.12.2020, 09.08 Uhr
Jaja
Über den Gestank heulen aber günstiges Fleisch fressen. Beim Verzehr von Wurst und Co interessiert den Gestank auf einmal keinen mehr.

Wer den Gestank nicht ertragen kann, soll halt umziehen. Und am besten die Finger von Fleisch, Ei und Milch lassen.
ghania
02.12.2020, 09.37 Uhr
Umziehen
Das ist ein intelligenter Stadt Mensch.
Umziehen wegen dem Gestank der die Gesundheit angreift. Klasse! Umweltfreundlich geht auch anders.
Zahlen Sie den Umzug für alle , oder die Firma von Asten?
Das Schweine auch Milch und Eier produzieren, wusste ich gar nicht. Wieder was dazu gelernt.
Stadt Mensch : Kühe und Hühner stinken in der Haltung bei weitem nicht so extrem wie Schweine.
Nur mal so. Als Anmerkung.
jayjay
02.12.2020, 09.49 Uhr
Überwachung
So ein Betrieb hat gesetzliche Auflagen einzuhalten. Wer überwacht dieses? Scheinbar niemand.
OkBoomer
02.12.2020, 09.54 Uhr
Nicht nur
Schweine leben in der Massentierhaltung, auch Kühe und Hühner. Das eine abschaffen wegen Gestank und die anderen Tiere weiter leiden lassen? Ja das ist sowas von Stadt Mensch.
So lange der Nordhäuser nicht bereit ist mehr Geld für tierische Produkte, egal ob vom Schwein oder anderem Tier, wird es weiter Massentierhaltung geben, und weiterhin Gestank. Kommt damit klar...
DDR-Facharbeiter
02.12.2020, 12.40 Uhr
Lamentieren über Massentierhaltung schützt uns nicht vor Jauche- Gestank..
Ist immer wieder ein Schock für Touristen bei der Einfahrt über Sundhausen.
Auch die Erholung suchenden Besucher der Kiesgewässer können das "Land-Aroma" in vollen Zügen geniessen...
Die zuständigen Umwelt-Schutz-Behörden haben die Pflicht, den Beschwerden von Bürgern über Geruchsbelästigung nachzugehen und selber bei Ortsbegehungen
"eine Nase voll zu nehmen".
Wird zweifelsfrei festgestellt, dass der Gestank von einer Tierzucht-Haltung und nicht z.B. von einem Kiesgewässer voll toter Fische ausgeht,
ist die Umwelt-Schutz-Behörde verpflichtet, dem Verursacher eine Frist zur Beseitigung der unangenehm riechenden Emissionen zu setzen.
Wie der Verursacher den Gestank vermeidet, ist seine Aufgabe .
Kann durch Verfahrens-Änderungen und zusätzliche Absaugungen und Filter teuer werden.
Aber Kürzungen von Subventionen, z. B. der sprudelnden EU- Zuschüsse, oder befristete Betriebs-Schliessungen können noch teurer werden.
Lotterfee
02.12.2020, 12.57 Uhr
Geruchsbelästigung
Geruchsbelästigung:
Hier liegt die Zuständigkeit bei der Immissionsschutzbehörde des Landkreises Nordhausen (FG Bau und Umwelt, Tel.: 03631 911-437).
Eine Ausnahme bildet die Geruchsbelästigung durch Großviehanlagen (z. B. Schweinemast Nordhausen), Zuständigkeit liegt hier beim Landesverwaltungsamt Weimar (Referat Umweltüberwachung, Tel: 0361 3773790).

Diesbezüglich wäre es interessant wenn die NNZ mal nachfragt , wann letztmalig die Anlage überprüft wurde.
Paulinchen
02.12.2020, 14.52 Uhr
Na dann wird es...
... in unserer Stadt noch viele Jahre weiter stinken.
Warum? Vor vielleicht 4 Monaten, hat sich die Bevölkerung in der Nähe von Weimar, gegen den Bau einer Großen Schweinemastanlage gewehrt. Wenn ich mich recht erinnere, könnte es sogar die Firma van Asten sein. Der Bau wurde genehmigt.

Nur wie passt das Ausbringen der Gülle noch mit den neuen Richtlinien der EU zusammen, wo doch unsere Böden schon mit allen Schadstoffen überlastet sind, incl. dem Grundwasser? Gilt hier der Grundsatz, Profit vor der Gesundheit der Bevölkerung?
gosalianer
02.12.2020, 19.38 Uhr
OkBoomer hat völlig recht...
Billiges Fleisch kaufen aus der Massentierhaltung und sich dann über den Gestank aufregen - das passt eben nicht zusammen!

Außerdem fehlt immernoch ein Kaufland-Supermarkt, wo das Fleisch so richtig billig ist und man noch ein paar Euros an der Kasse sparen kann. Zu allem Überfluss, darf es gern noch ein bisschen mehr sein auf der Fleischwaage, aber kosten darf es bitte nichts und vor allem noch weniger als beim Mitbewerber, der auch schauen muss aus welcher Industriehalle die nächste Lieferung zum besten Preis kommt.

Sorry, aber genau das ist Nordhausen und genau hier her gehört Van Asten mit all seinen Begleiterscheinungen!

Na dann - Mahlzeit!
Leser X
03.12.2020, 15.46 Uhr
Ich hoffe auf den Tag...
... an dem der letzte Gestank als konservierte Geruchsprobe in einer Flasche des Stadtmuseums aufbewahrt wird.
Kommentare sind zu diesem Artikel nicht mehr möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr