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Mi, 18:00 Uhr
15.03.2023
10.000 Kilometer für einen Ausbildungsplatz

Von Lima nach Nordhausen

Es war im Mai des vergangenen Jahres, in der Kreissparkasse Nordhausen wurden die ersten Bewerbungen für die angebotenen Ausbildungsplätze gesichtet. Eine davon fiel den verantwortlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dann doch sofort “ins Auge”. Es war eine Mail aus Peru. Eine junge Frau aus Lima bewarb sich für eine Ausbildung in der Kreissparkasse Nordhausen…

Naomi Betancourt (Foto: nnz) Naomi Betancourt (Foto: nnz)
Das hatte selbst Sabine Bischoff, die für die Ausbildung in der Sparkasse verantwortlich zeichnet, noch nicht erlebt. Die erste Reaktion: Das kann doch nicht sein. Eine Fake-Nachricht? Frau Bischoff antwortete dennoch auf die erste Mail und bekam “postwendend” Antwort aus Lima, aus der sich eine reger Mailverkehr entwickelte. “Naomi Betancourt war sehr beharrlich in ihrem Wunsch, eine Ausbildung in Nordhausen beginnen zu dürfen, wollte immer wieder noch mehr Informationen. Schließlich sollte es ein erstes Gespräch via Skype geben, doch leider versagte das Bild. Allerdings bemerkte ich erstens ihr fast perfektes Deutsch und zweitens das Strahlen in ihrer Stimme. Ich glaube, wir haben 90 Minuten miteinander geredet”, erinnert sich Sabine Bischoff.

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Wie aber kommt man in Lima, rund 10.000 Kilometer vom Südharz entfernt, auf diese Idee? “Meine Mutter hatte schon immer ein großes Interesse an Deutschland gezeigt. Ich selbst lernte ab meinem 12. Lebensjahr die deutsche Sprache, entwickelte sozusagen eine intensive Beziehung zu dem Land, das ich selbst noch nie gesehen hatte. Ich hörte mir Musik an, las Bücher und wollte schließlich studieren. Über meine Schwester, die in Frankfurt wohnt, erfuhr ich von der Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren. Auch mit dem Begriff Sparkasse können wir in Peru nichts anfangen. Mich aber interessierte das immer mehr. Ich habe mehrere Bewerbungen geschrieben und abgeschickt, eine davon an die Sparkasse in Nordhausen. Hier hatte man so freundlich auf meinen Wunsch reagiert, so dass mein Herz sich für diese Stadt, zu dieser Sparkasse immer mehr öffnete. Viele Informationen über die Stadt und die Region holte ich mir über die nnz", sagt die 19jährige, die während der Schule an einem studienvorbereitender Programm teilgenommen hatte, das zwei Jahre gedauert hat. "Dabei hatte ich mich auf den Bereich Wirtschaft und das Leben in Deutschland im Allgemeinen vorbereitet. Am Ende des Programms erhielt ich mein Zertifikat und fügte es meinen Unterlagen bei, als ich mich bei der Sparkasse bewarb.

Sie erinnert sich vor allem an die E-Mail mit dem Inhalt, dass sie alle Aufnahme-Tests bestanden hatte und dass einer Ausbildung in Nordhausen nichts mehr im Wege steht. Außer die Bürokratie. Um ein Drei-Monats-Visum für Deutschland in Peru zu bekommen, bedurfte es dreier Voraussetzungen: Einem unterschriebenen Ausbildungsvertrages, eines festen Wohnsitzes und einer Krankenkasse. Das erledigten die zukünftigen Kolleginnen und Kollegen und am 1. September erhielt Naomi auch tatsächlich ihr Visum. Zweieinhalb Tage war sie unterwegs und am 7. September stand sie - furchtbar aufgeregt - mit ihrem Koffer vor der Tür der Kreissparkasse.

“Auch wir in Nordhausen waren aufgeregt und natürlich neugierig”, bekennt Frau Bischoff. “Zusammen hatten wir in Nordhausen Vorbereitungen getroffen. Wohnung besorgt, viele Mitarbeiter hatten bei der Anschaffung erster Möbel geholfen oder bei ersten Einkäufen geholfen.” Auch Kleidung für die kalte Jahreszeit musste gekauft werden, schließlich liegen die Wintertemperaturen in Lima so zwischen 10 und 15 Grad.

Naomi ist für all diese Hilfe und Unterstützung unheimlich dankbar, sie fühlte und fühlt sich wie in einer großen Familie, die sie auf dem Weg in die Selbständigkeit begleitet. An einen Tag erinnert sich die 19jährige noch ganz genau, obwohl der nichts mit ihrer Ausbildung zu tun hatte. Es schneite in Nordhausen und für die junge Peruanerin war es der erste Schnee, den sie nicht nur auf Fotos oder in Filmen sehen, sondern jetzt eben auch fühlen konnte.

Sechs Monate lebt Naomi Betancourt nun schon in Nordhausen. Neben dem Regen, dem Schnee und den vielen Begegnungen mit vielen Menschen, ist die Frage gestattet, was sie so besonders in Nordhausen findet: “In Nordhausen ist es angenehm ruhig, anders als in Lima. Trotzdem fühle ich mich jetzt schon wie Zuhause.” Abschließend nach ihren Plänen befragt, lächelt Naomi sagt: “Ich genieße bislang die Zeit, ich genieße jeden Tag hier in Nordhausen und ich kann mir wirklich vorstellen, dass ich nach meiner Ausbildung auch hier in der Kreissparkasse arbeiten möchte.”
Peter-Stefan Greiner
Autor: psg

Kommentare
Checker
15.03.2023, 18.24 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Schmähkritik.
meisterholly
15.03.2023, 18.57 Uhr
Grenzt an ein Wunder...
das es die junge Frau nach Nordhausen gekommen ist, nachdem sie viele Informationen über die Stadt und die Region über die nnz holte. Hat sich offensichtlich nicht die vielen einschlägigen Kommentare, wie den von Checker angesehen.
Echter-Nordhaeuser
15.03.2023, 19.17 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Bezug zum Artikel?
BerndLuky
15.03.2023, 19.18 Uhr
Der Beitrag wurde deaktiviert – Bezug zum Artikel?
geloescht.20230927
15.03.2023, 19.47 Uhr
@meisterholly
So ein Quatsch.
Hübsche junge Frauen sind in Nordhusen immer herzlich willkommen!
Der Stachlige
15.03.2023, 20.56 Uhr
Willkommen
In Nordhausen! Viel Erfolg und Glück bei Ihrem Leben in Good Old Germany !
Kill_it_tonight
16.03.2023, 07.18 Uhr
Endlich mal wieder eine erfreuliche Geschichte
Ich wünsche der jungen Dame viel Erfolg in unserem kleinen beschaulichen Nordhausen. Hoffe, Sie fühlt sich hier wohl. Soviel Mut hat nicht jeder junge Mensch. Zeigt auch, dass man bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels auch mal über den Tellerrand (Europa) hinausgucken kann.

Auch ein großes Lob an die Kollegen und Kolleginnen, sich auf dieses "Abenteuer" einzulassen und der neue Kollegin beim Start viel Unterstützung zukommen zu lassen. Man kann nur hoffen, dass mehr Personalsachbearbeiter/ Personalabteilungen solche Bewerbungen nicht als Fake abtun. Kann uns in der Gesamtheit nur gut tun, vor allem wenn sich die jungen Azubis am Ende dazu entscheiden, hier zu bleiben.
Ossi1949
16.03.2023, 09.58 Uhr
Muy buena novedad
Este artículo me gusta mucho. Benvenidos todos los que quieren vivir y trabajar juntos con nosotros en nuestra ciudad muy chica comparada con Lima.
Liebe Naomi, ich freue mich sehr, dass Sie sich zu dieser weiten Reise entschlossen haben. Vor ganz vielen Jahre habe ich über längere Zeit junge Peruaner (kein Genderverstoß, es waren ausschließlich junge Männer, lamentablemente!) in der DDR betreut. Das Lesen dieses Artikels hat bei mir diese Erinnerungen an die lustigen Burschen aus den Anden geweckt. Le deseo buena suerte en su formación profesional como en su vida personal en mi ciudad natal.
bleibtmalfeinineurer
24.03.2023, 00.28 Uhr
Viel Erfolg, Naomi...
...und lassen Sie sich nicht von dem dummen Genöhle einiger irritieren. Sie haben einen tollen Arbeitgeber und nette Kollegen gefunden, erleben eine (überwiegend) freundliche Stadt. Bleiben Sie offen und so positiv, wie Sie mir hier erscheinen.

Alles Gute...
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