Fr, 15:27 Uhr
10.10.2025
DAS LEBENSWERK EINES VERDIENSTVOLLEN MENSCHEN
Ein Nachruf für Wilfried Forst
Es war vor über 50 Jahren. Ein sportlich wirkender junger Mann stand vor mir. Später lernte ich ihn als einen dynamischen und durchsetzungsstarken Menschen kennen und schätzen. Jetzt ist Wilfried Forst im Alter von 88 Jahren verstorben. Ein Nachruf in der nnz von Kurt Frank...
Wilfried Forst im Jahr 2016 auf der Alm in Rothesütte (Foto: Kurt Frank)
Er leitete seinerzeit den Betrieb Nordhausen des Straßen-und Tiefbaukombinates Erfurt. Nach der Wende machte er sich selbständig und führte einen Baustoff-Recyclingbetrieb. Bis zum 80. Lebensjahr. Stress und Ärger hinter sich lassend, wäre ein ruhiges und beschauliches Leben für ihn mehr als verdient gewesen. Doch Wilfried war nicht der Mann, der nur so einfach in den Tag hinein lebte.
Auch mit über 80 hatte er Visionen, einen Traum, den er sich mit Tochter Diana erfüllen wollte. Kein Hirngespinst, was da auf dem Bergrücken zwischen Herreden und Hochstedt entstehen sollte: Eine Farm mit Tieren. Vierbeiner waren Wilfried vertraut. Schon 1967 beschäftigte er sich mit der Zucht von Kleinpferden und Reitponys. Der Weg zum Ziel würde mühsam und steinig. Man wusste um die Risiken. Doch die Aufgabe reizte. Die Bedenken waren nur kurz. Es dominierte der Wille.
Eine Farm mit Tieren. Nicht mit irgendwelchen, sondern mit jenen Arten, denen das Aussterben drohte. Erklärtes Ziel: Schützen und erhalten! Beherzt ging Forst ans Werk. Ich sehe ihn in Gedanken die ersten Betonelemente für das Vorhaben setzen. Die Leichtigkeit des Seins kannte Wilfried Forst nur aus Filmen. Das Leben sei harte Arbeit, war er überzeugt. Er lebte es. Bis zum Ende. Als ich eines Tages wieder neben ihm auf dem Berg stand, zeigte er, mit den Händen weit ausholend, über das weitläufige Gelände mit Wirtschaftsgebäude, Stallungen, Reithalle mit Bistro, Offenstall und erklärte wie zum Beweis: Wie sonst hätten wir das hinstellen können, was wir heute hier sehen.
Es begann mit der legendären Adele. Wilfrieds erste Zuchtkuh für das Harzer Rotvieh. 1992 hatte er sie aus dem Rothaargebirge geholt. 17 Kälber gebar sie. Ich bewunderte diesen Mann. Von morgens bis zum späten Abend war er auf den Beinen. Müdigkeit schien er nicht zu kennen. Er fütterte die Tiere, stieg auf den Traktor, brachte die Heuernte ein. Flugs schwang er sich nachts aus den Federn, wenn ihm von der Weide entlaufene Rinder irgendwo bei Rothesütte gemeldet wurden.
Helfend und beratend stand er stets Tochter Diana zur Seite. Etliche Nutztierarten betreut die Farm. Allesamt haben sie Seltenheitswert und sind auf besagter Liste zu finden: Neben dem Harzer Höhenvieh sind es Deutsche Sattelschweine, Deutsche Legegänse, Thüringer Barthühner, Steinbacher Kampfgänse, Thüringer Kaltblutpferde, Mittelhäuser Tauben. Sozusagen in letzter Minute konnte der Thüringer Waldesel vom Aussterben bewahrt werden. Als Lohn und Dank erhielt die Farm unter anderem die Anerkennung zum 1. Archepark in Thüringen.
Auch der Thüringer Waldesel hatte es ihm angetan (Foto: Kurt Frank)
Archetierschau, die Nordthüringer Hallenspringturniere und die Beschäftigung mit Tieren sind fester Bestandteil der Arbeit auf der Farm. Sie bereichert das gesellschaftliche und kulturelle Leben im Südharz maßgebend. Ein Anziehungspunkt für Jung und Alt. Aus nah und fern. Wilfried Forst hat sich hier ein Denkmal gesetzt. Tochter Diana führt es mit Sinn, Herz und Verstand ehrenvoll weiter. Vor allem Kindern will sie Tiere nahebringen, Tierliebe fördern, ihnen einen ereignisreichen Aufenthalt auf der Farm und eine sinnvolle Beschäftigung mit dem Reitsport bieten.
Kurt Frank
Autor: psg
Wilfried Forst im Jahr 2016 auf der Alm in Rothesütte (Foto: Kurt Frank)
Er leitete seinerzeit den Betrieb Nordhausen des Straßen-und Tiefbaukombinates Erfurt. Nach der Wende machte er sich selbständig und führte einen Baustoff-Recyclingbetrieb. Bis zum 80. Lebensjahr. Stress und Ärger hinter sich lassend, wäre ein ruhiges und beschauliches Leben für ihn mehr als verdient gewesen. Doch Wilfried war nicht der Mann, der nur so einfach in den Tag hinein lebte.
Auch mit über 80 hatte er Visionen, einen Traum, den er sich mit Tochter Diana erfüllen wollte. Kein Hirngespinst, was da auf dem Bergrücken zwischen Herreden und Hochstedt entstehen sollte: Eine Farm mit Tieren. Vierbeiner waren Wilfried vertraut. Schon 1967 beschäftigte er sich mit der Zucht von Kleinpferden und Reitponys. Der Weg zum Ziel würde mühsam und steinig. Man wusste um die Risiken. Doch die Aufgabe reizte. Die Bedenken waren nur kurz. Es dominierte der Wille.
Eine Farm mit Tieren. Nicht mit irgendwelchen, sondern mit jenen Arten, denen das Aussterben drohte. Erklärtes Ziel: Schützen und erhalten! Beherzt ging Forst ans Werk. Ich sehe ihn in Gedanken die ersten Betonelemente für das Vorhaben setzen. Die Leichtigkeit des Seins kannte Wilfried Forst nur aus Filmen. Das Leben sei harte Arbeit, war er überzeugt. Er lebte es. Bis zum Ende. Als ich eines Tages wieder neben ihm auf dem Berg stand, zeigte er, mit den Händen weit ausholend, über das weitläufige Gelände mit Wirtschaftsgebäude, Stallungen, Reithalle mit Bistro, Offenstall und erklärte wie zum Beweis: Wie sonst hätten wir das hinstellen können, was wir heute hier sehen.
Es begann mit der legendären Adele. Wilfrieds erste Zuchtkuh für das Harzer Rotvieh. 1992 hatte er sie aus dem Rothaargebirge geholt. 17 Kälber gebar sie. Ich bewunderte diesen Mann. Von morgens bis zum späten Abend war er auf den Beinen. Müdigkeit schien er nicht zu kennen. Er fütterte die Tiere, stieg auf den Traktor, brachte die Heuernte ein. Flugs schwang er sich nachts aus den Federn, wenn ihm von der Weide entlaufene Rinder irgendwo bei Rothesütte gemeldet wurden.
Helfend und beratend stand er stets Tochter Diana zur Seite. Etliche Nutztierarten betreut die Farm. Allesamt haben sie Seltenheitswert und sind auf besagter Liste zu finden: Neben dem Harzer Höhenvieh sind es Deutsche Sattelschweine, Deutsche Legegänse, Thüringer Barthühner, Steinbacher Kampfgänse, Thüringer Kaltblutpferde, Mittelhäuser Tauben. Sozusagen in letzter Minute konnte der Thüringer Waldesel vom Aussterben bewahrt werden. Als Lohn und Dank erhielt die Farm unter anderem die Anerkennung zum 1. Archepark in Thüringen.
Auch der Thüringer Waldesel hatte es ihm angetan (Foto: Kurt Frank)
Archetierschau, die Nordthüringer Hallenspringturniere und die Beschäftigung mit Tieren sind fester Bestandteil der Arbeit auf der Farm. Sie bereichert das gesellschaftliche und kulturelle Leben im Südharz maßgebend. Ein Anziehungspunkt für Jung und Alt. Aus nah und fern. Wilfried Forst hat sich hier ein Denkmal gesetzt. Tochter Diana führt es mit Sinn, Herz und Verstand ehrenvoll weiter. Vor allem Kindern will sie Tiere nahebringen, Tierliebe fördern, ihnen einen ereignisreichen Aufenthalt auf der Farm und eine sinnvolle Beschäftigung mit dem Reitsport bieten.
Kurt Frank


