Di, 07:39 Uhr
06.08.2019
Nonstop-Wanderung: 13. Harz-Hunderter Extrem
Zum zehnten Mal über den ganzen Harz
147 Kilometer in 40 Stunden zu Fuß, über den ganzen Harz von West nach Ost. Dieser schönen Tätigkeit widmeten sich am zurückliegenden Wochenende zehn Wanderer aus Mitteldeutschland...
Beim zehnten Mal mit dabei über den ganzen Harz (Foto: privat) Ein wenig Superlative: Die Teilnehmer des 13. Harz-Hunderters Extrem über 147 Kilometer treffen den 87-jährigen Brocken-Benno bei seiner 8.797. Brockenbesteigung.
Es hätte kaum eine bessere Jubiläumstour, als diese geben können: Alle Starterinnen und Starter erreichten ihr selbst gestecktes Ziel, unter ihnen vier Frauen. Keine eventuelle Blase, kein Reißen im Bein und nicht die bleierne Müdigkeit in der zweiten durchwanderten Nacht wurden schlimm genug, um die Tour vorfristig zu beenden.
Mit der im Raum Dresden ansässigen Christiane Grammlich absolvierte zudem erstmals ein Teilnehmer die Gesamtstrecke zum zweiten Mal. Dr. Anja Thielitz aus Magdeburg schaffte ihre erste, einhundert Kilometer lange Nonstop-Wanderung. Und als ob all dies nicht schon genug Grund zur Freude wäre: Auch das Wetter spielte mit. - Nichts erinnerte an die Backofentour von vor einem Jahr, oder an die erste offizielle West-Ost-Harzquerung von 2005, auf der es zwischen Schierke und Eisleben fast ohne Unterbrechung regnete. In den letzten Tagen wurde Regen oft angesagt, er blieb jedoch auch auf unserer Wanderung aus.
Die Teilnehmer der von der Sektion Halle des Deutschen Alpenvereins veranstalteten Langstreckenwanderung harmonierten hinsichtlich ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit und auch sonst ganz hervorragend. Bei einer kleinen, geführten Wanderung und noch dazu über lange Strecken, ist das besonders wichtig: Denn es gibt einen Zeitplan, der auf Grund der anzuwandernden, informierten Gaststätten eingehalten werden muss.
Die genannte Harmonie trug ganz wesentlich dazu bei, dass wir alle Gaststätten pünktlich, oder gar vorfristig erreichten: Das Zwergenstübchen in Lautenthal nach 11 Kilometern, die Bahnhofsgaststätte auf dem Brocken nach 48 Kilometern, das Hotel Druidenstein in Trautenstein nach 73 Kilometern, die Bergschänke in Straßberg nach 100 Kilometern und den Harzer Erlebnishof in Grillenberg nach 126 Kilometern.
Auf dem Brocken gar trafen wir bereits gegen 8:25 ein (die Gaststätte war noch gar nicht geöffnet), üblich ist 9:15. Pünktlich war aber auch Brocken-Benno. Fast an derselben Stelle im Eckerloch wie vor einem Jahr, trafen wir ihn bei unserem Abstieg, wie meist im Gespräch mit Wanderern und Autogramme schreibend – mit 87 Jahren bei seinem 8.797. Aufstieg. Er ließ es sich nicht nehmen, uns sein neuestes Buch vorzustellen und bat uns, auf seiner 8.888. Brockenbesteigung anlässlich seines 88. Geburtstages im Mai 2020 mitzukommen.
Brocken-Benno ist ein herausragendes Beispiel für körperliche und geistige Fitness, Zufriedenheit und Disziplin bis ins hohe Alter.
Eine solche Fitness wünschen wir auch unseren gebeutelten Harzer Wäldern: Wir sahen viele nur katastrophal zu nennende Veränderungen, aber auch kleine Hoffnungsschimmer: Auffallend waren die scheinbar, relativ zu unseren, gesunden Wälder am Süd- und Westrand des niedersächsischen Harzes (bei der Fahrt nach Seesen gesehen) und die frisch grünen, offenbar kaum geschädigten Buchenbestände in höheren Harzlagen wie zum Beispiel im über 500 Meter hoch gelegenen Elendstal. Dass es im Brockengebiet hingegen kaum noch größere lebende Fichten gibt, ist allgemein bekannt. Tote und absterbende Bäume dieser Art fanden sich jedoch entlang der gesamten Wanderstrecke. Große Stammholzlager mit Schadholz säumen zahlreiche Waldwege.
Vielfach begegnete uns jedoch auch dichter, frisch grüner Buchen- und im Hochharz Ebereschen- und Fichtenjungwuchs. Daraus jedoch zu schließen, die Natur würde sich schon selber helfen und alles wird gut, halte ich für eine neue Form des Verdrängens. Denn der globale Temperaturanstieg ist nicht gestoppt. Im Gegenteil. Und so sollten wir uns nicht wieder in Sicherheit wiegen, dass die uns vertrauten Baumarten noch allzu große, weitere Temperaturanstiege verkraften werden. Möglicherweise sind nicht einmal Hitze und Trockenheit das Hauptproblem, sondern die katastrophal kurze Zeit von nur 200 Jahren, in der sich die Klimaveränderungen vor unseren Augen vollziehen.
Und nun noch zu den Ergebnissen: Von Seesen (Start: 02.08. 21:45) über den Brocken nach Straßberg (100 km) wanderten Dr. Anja Thielitz aus Magdeburg und Lutz Hollerbuhl aus Sangerhausen. Auf dem Brocken gesellten sich Dr. André Petrasch aus Naundorf bei Halle und Hartmut Schmidt aus Prestewitz (Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg) zu uns. Sie erwanderten bis Lutherstadt Eisleben ebenfalls 100 Kilometer. Die Gesamtstrecke von 147 km am Stück von Seesen über den Brocken nach Eisleben (Ziel am 4.8. gegen 13:15 erreicht) nahmen mit Erfolg Petra Formacon aus Greiz, Christiane Grammlich aus Kreischa bei Dresden, Sandra Rosendahl aus Kirchscheidungen, Dr. Christian Richter aus Jena und zum zehnten Mal der Wanderleiter mit Erfolg unter ihre Füße. Einem weiteren Wanderfreund, der ursprünglich nur vom Seesen zum Brocken gehen wollte, gefiel es so gut im Harz, dass er sich entschied, noch 25 Kilometer dranzuhängen. Er ließ sich in Trautenstein nach 73 Kilometern abholen.
Den Harz-Hunderter Extrem wird es auch im kommenden Jahr auf gleicher Route geben: Als eine kleine aber feine, anspruchsvolle Langstreckenwanderung ohne Eventstruktur.
Bodo Schwarzberg
Autor: redBeim zehnten Mal mit dabei über den ganzen Harz (Foto: privat) Ein wenig Superlative: Die Teilnehmer des 13. Harz-Hunderters Extrem über 147 Kilometer treffen den 87-jährigen Brocken-Benno bei seiner 8.797. Brockenbesteigung.
Es hätte kaum eine bessere Jubiläumstour, als diese geben können: Alle Starterinnen und Starter erreichten ihr selbst gestecktes Ziel, unter ihnen vier Frauen. Keine eventuelle Blase, kein Reißen im Bein und nicht die bleierne Müdigkeit in der zweiten durchwanderten Nacht wurden schlimm genug, um die Tour vorfristig zu beenden.
Mit der im Raum Dresden ansässigen Christiane Grammlich absolvierte zudem erstmals ein Teilnehmer die Gesamtstrecke zum zweiten Mal. Dr. Anja Thielitz aus Magdeburg schaffte ihre erste, einhundert Kilometer lange Nonstop-Wanderung. Und als ob all dies nicht schon genug Grund zur Freude wäre: Auch das Wetter spielte mit. - Nichts erinnerte an die Backofentour von vor einem Jahr, oder an die erste offizielle West-Ost-Harzquerung von 2005, auf der es zwischen Schierke und Eisleben fast ohne Unterbrechung regnete. In den letzten Tagen wurde Regen oft angesagt, er blieb jedoch auch auf unserer Wanderung aus.
Die Teilnehmer der von der Sektion Halle des Deutschen Alpenvereins veranstalteten Langstreckenwanderung harmonierten hinsichtlich ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit und auch sonst ganz hervorragend. Bei einer kleinen, geführten Wanderung und noch dazu über lange Strecken, ist das besonders wichtig: Denn es gibt einen Zeitplan, der auf Grund der anzuwandernden, informierten Gaststätten eingehalten werden muss.
Die genannte Harmonie trug ganz wesentlich dazu bei, dass wir alle Gaststätten pünktlich, oder gar vorfristig erreichten: Das Zwergenstübchen in Lautenthal nach 11 Kilometern, die Bahnhofsgaststätte auf dem Brocken nach 48 Kilometern, das Hotel Druidenstein in Trautenstein nach 73 Kilometern, die Bergschänke in Straßberg nach 100 Kilometern und den Harzer Erlebnishof in Grillenberg nach 126 Kilometern.
Auf dem Brocken gar trafen wir bereits gegen 8:25 ein (die Gaststätte war noch gar nicht geöffnet), üblich ist 9:15. Pünktlich war aber auch Brocken-Benno. Fast an derselben Stelle im Eckerloch wie vor einem Jahr, trafen wir ihn bei unserem Abstieg, wie meist im Gespräch mit Wanderern und Autogramme schreibend – mit 87 Jahren bei seinem 8.797. Aufstieg. Er ließ es sich nicht nehmen, uns sein neuestes Buch vorzustellen und bat uns, auf seiner 8.888. Brockenbesteigung anlässlich seines 88. Geburtstages im Mai 2020 mitzukommen.
Brocken-Benno ist ein herausragendes Beispiel für körperliche und geistige Fitness, Zufriedenheit und Disziplin bis ins hohe Alter.
Eine solche Fitness wünschen wir auch unseren gebeutelten Harzer Wäldern: Wir sahen viele nur katastrophal zu nennende Veränderungen, aber auch kleine Hoffnungsschimmer: Auffallend waren die scheinbar, relativ zu unseren, gesunden Wälder am Süd- und Westrand des niedersächsischen Harzes (bei der Fahrt nach Seesen gesehen) und die frisch grünen, offenbar kaum geschädigten Buchenbestände in höheren Harzlagen wie zum Beispiel im über 500 Meter hoch gelegenen Elendstal. Dass es im Brockengebiet hingegen kaum noch größere lebende Fichten gibt, ist allgemein bekannt. Tote und absterbende Bäume dieser Art fanden sich jedoch entlang der gesamten Wanderstrecke. Große Stammholzlager mit Schadholz säumen zahlreiche Waldwege.
Vielfach begegnete uns jedoch auch dichter, frisch grüner Buchen- und im Hochharz Ebereschen- und Fichtenjungwuchs. Daraus jedoch zu schließen, die Natur würde sich schon selber helfen und alles wird gut, halte ich für eine neue Form des Verdrängens. Denn der globale Temperaturanstieg ist nicht gestoppt. Im Gegenteil. Und so sollten wir uns nicht wieder in Sicherheit wiegen, dass die uns vertrauten Baumarten noch allzu große, weitere Temperaturanstiege verkraften werden. Möglicherweise sind nicht einmal Hitze und Trockenheit das Hauptproblem, sondern die katastrophal kurze Zeit von nur 200 Jahren, in der sich die Klimaveränderungen vor unseren Augen vollziehen.
Und nun noch zu den Ergebnissen: Von Seesen (Start: 02.08. 21:45) über den Brocken nach Straßberg (100 km) wanderten Dr. Anja Thielitz aus Magdeburg und Lutz Hollerbuhl aus Sangerhausen. Auf dem Brocken gesellten sich Dr. André Petrasch aus Naundorf bei Halle und Hartmut Schmidt aus Prestewitz (Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg) zu uns. Sie erwanderten bis Lutherstadt Eisleben ebenfalls 100 Kilometer. Die Gesamtstrecke von 147 km am Stück von Seesen über den Brocken nach Eisleben (Ziel am 4.8. gegen 13:15 erreicht) nahmen mit Erfolg Petra Formacon aus Greiz, Christiane Grammlich aus Kreischa bei Dresden, Sandra Rosendahl aus Kirchscheidungen, Dr. Christian Richter aus Jena und zum zehnten Mal der Wanderleiter mit Erfolg unter ihre Füße. Einem weiteren Wanderfreund, der ursprünglich nur vom Seesen zum Brocken gehen wollte, gefiel es so gut im Harz, dass er sich entschied, noch 25 Kilometer dranzuhängen. Er ließ sich in Trautenstein nach 73 Kilometern abholen.
Den Harz-Hunderter Extrem wird es auch im kommenden Jahr auf gleicher Route geben: Als eine kleine aber feine, anspruchsvolle Langstreckenwanderung ohne Eventstruktur.
Bodo Schwarzberg
Kommentare
Leser X
06.08.2019, 11.38 Uhr
Ich freue mich immer...
... über diese Berichte. Ein schönes, umweltfreundliches und noch dazu gesundes Hobby - wie man an Brocken-Benno sieht.
Ich hoffe, Sie können auch in zehn Jahren noch durch bewaldetes Terrain gehen und nicht durch eine karge Steppenlandschaft...
Ich hoffe, Sie können auch in zehn Jahren noch durch bewaldetes Terrain gehen und nicht durch eine karge Steppenlandschaft...
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