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Do, 10:47 Uhr
07.10.2021
Erster Südharzer Stammtisch für Weidetierhaltung

Landschaftspfleger auf vier Beinen

Der Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser hatte Ende September zum ersten Stammtisch für Weidetierhaltung im Hotspotgebiet eingeladen. Die Halter und ihre Tiere möchte man als Partner in Sachen Umweltschutz und Erhalt der Landschaft gewinnen...

Im Rahmen des Hotspot-Projektes berät der LPV zu allen Fragen der Weidetierhaltung sowie zu finanziellen Fördermöglichkeiten extensiver Bewirtschaftung und unterstützt bei der Vermittlung von Weideflächen.

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Im Rahmen dieses neuen Formats wurden Erwerbs- und Hobbytierhaltende aus dem Gebiet des Südharzes und des nördlichen Kyffhäuserkreises in den Landgasthof „Goldene Aue“ in Nordhäuser Ortsteil Bielen eingeladen, um sich bei Vorträgen zu verschiedenen Themen wie Tierhaltung, Landschaftspflege, Fördermöglichkeiten und Herdenschutz zu informieren und sich mit Fachleuten sowie untereinander auszutauschen.

Eines der wichtigsten Ziele des im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderten Hotspot-Projektes ist der Erhalt der typischen Südharzer Kulturlandschaft. Dabei sind die regionalen Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter unentbehrliche Partner.

Durch jahrhundertelange landwirtschaftliche Nutzung in Form von Beweidung und Mahd entstanden wertvolle Wiesen, die in der Südharzer Gipskarstregion wichtige Lebensräume für zahlreiche seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten darstellen. Diese wertvollen Lebensräume können nur in enger Zusammenarbeit mit den weidetierhaltenden Betrieben und den Menschen der Region erhalten werden.

In seinem Grußwort hat der Geschäftsführer des Landesverbandes Thüringer Schafzüchter, Uwe Erl, die Teilnehmenden über den Inhalt laufender Fachgespräche mit den zuständigen Ministerien zur neuen Kulturlandschaftsprogramm (KULAP)-Förderperiode ab 2023 informiert und die Schwierigkeiten beim Ringen um kostendeckende Fördersätze erläutert. Es gibt derzeit noch keine konkreten Informationen zur Ausgestaltung des neuen KULAP in Thüringen.

Erster Stammtisch für Weideviehhalter in Bielen (Foto: Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser) Erster Stammtisch für Weideviehhalter in Bielen (Foto: Landschaftspflegeverband Südharz/Kyffhäuser)


Die Verbände kämpfen darum, dass die Weidetierhalterinnen und Weidetierhalter als wichtige Partner im Erhalt unserer Kulturlandschaft anerkannt werden und ihre Leistungen von der Gesellschaft angemessen und auskömmlich honoriert werden.

Die Leiterin des Hotspot-Projektes, Heike Stolle, stellte das Projekt mit seinen wichtigsten Zielen, Inhalten und Arbeitsschwerpunkten vor. Sarah Backhaus, verantwortlich für den Bereich Landschaftspflege, erläuterte anschließend die Bedeutung der landschaftspflegerischen Maßnahmen für den Erhalt der Biodiversität speziell in der Gipskarstlandschaft und belegte die Herausforderungen und Erfolge verschiedener Maßnahmen an Hand von Fotos und Zahlen. Sie verwies ausdrücklich darauf, dass die Maßnahmen langfristig nur erfolgreich seien, wenn eine Nachnutzung der Flächen, vorrangig durch Beweidung, gewährleistet werden kann.

Die Beratung von Weidetierhalterinnen und Weidetierhaltern obliegt im Hotspot-Projekt Flora von Steimker, die in ihrem Vortrag das Leistungsangebot des Landschaftspflegeverbandes vorstellte. Dazu zählt neben Informationen zu Fördermöglichkeiten und Unterstützung bei der Antragstellung auch der Verleih von geeignetem Weideequipement, um die Beweidung von naturschutzfachlich wertvollen Splitterflächen durch kleinere Betriebe oder Hobbytierhalterinnen und Hobbytierhalter zu unterstützen.

Gerhard Schuh, Referent für Schaf-und Ziegenhaltung beim Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum (TLLLR), erläuterte die für die Weidetierhaltung relevanten Aspekte der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union. Die Mittelbereitstellung im Rahmen des KULAP, dessen Naturschutzteil für die Landschaftspflege in Thüringen eine herausragende Position einnimmt, ist noch in der Planung. Lebhaft diskutiert wurde unter den Teilnehmenden der Umgang mit Wolfsrissen in Weidetierbeständen sowie geeignete Schutzmaßnahmen, wie z.B. der Einsatz von Herdenschutzhunden und die Errichtung von Weideschutzzäunen mit 1,20 Meter Höhe.

Herr Stolle vom Agrarförderzentrum Nordthüringen gab einen Einblick in das neue Antragsverfahren für die GAP-Förderperiode ab 2023. Er stimmte optimistisch, dass mit gemeinsamen Kraftanstrengungen auch diese Antragsphase trotz vieler Neuerungen zu bewältigen ist.

Die Projektkoordinatorin des Projektes „Weidewonne“ der Naturstiftung David, Stefanie Schröter, erläuterte Ziele, Aufgaben und Herausforderungen bei der Vermarktung von Lammfleischprodukten aus Mittelthüringen über die Produktmarke „Weidewonne“.

Der Produktmarke soll auch im Südharz zu mehr Bekanntheit verholfen werden, wobei man sich der Schwierigkeiten bewusst sei, regionales Lammfleisch ganzjährig an die Verbraucherinnen und Verbraucher zu bringen. Hier müsse noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, auch in der Hinsicht, dass ein regional erzeugtes Produkt preisintensiver ist als Importware, die tausende Kilometer weit herangeschafft wird.

Frau Schröter ist der Meinung, dass Schafhaltung auch in Zukunft problematisch hinsichtlich der Einkommenssicherung für die Landwirtinnen und Landwirte bleiben werde, auch wenn sich die Akzeptanz von Weidetierprodukten in der Gesellschaft verbessert habe. Ohne eine adäquate finanzielle Förderung der Leistungen, die schafhaltende Betriebe für den Erhalt der Kulturlandschaften erbringen, werde es zukünftig immer weniger Betriebe geben.

Der Stammtisch für Weidetierhaltung soll zukünftig regelmäßig stattfinden. Neben Beratung und Information ist eine Vernetzung der Akteurinnen und Akteure untereinander sowie mit Fachbehörden und Naturschutzverantwortlichen unabdingbar. Landschaftspflege mit Schafen und Ziegen ist aktive Gestaltung von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere, insbesondere jedoch für uns Menschen - dafür muss die Weidetierhaltung unsere größte mögliche Unterstützung und Aufmerksamkeit erhalten.

Das Projekt „Gipskarst Südharz – Artenvielfalt erhalten und erleben“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) sowie durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN), die Stiftung Naturschutz Thüringen (SNT) und den Landkreis Nordhausen gefördert.

Informationen rund um das Projekt und speziell auch dessen Unterstützungsmöglichkeiten für die Weidetierhaltung sind zu finden auf der Projekt-Website www.hotspot-gipskarst.de
Autor: red

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