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Mo, 12:32 Uhr
14.04.2025
Innovationstag an der Hochschule

Zukunft der Gipsversorgung im Fokus

Ende März fand an der Hochschule Nordhausen der „Innovationstag heimische Gips-Rohstoffe“ statt, bei dem es um die Zukunft der Gipsversorgung ging. Über 130 Teilnehmende diskutierten über innovative Ansätze und Strategien zur Sicherung der Gipsversorgung vor dem Hintergrund des geplanten Kohleausstiegs...

Das Expertentreffen wurde vom Bundesverband der Gipsindustrie in Kooperation mit dem Verein für Regionalentwicklung e.V. und der Hochschule Nordhausen initiiert, die im Bereich der Rohstoff-Forschung über relevante Kompetenzen verfügt und bestrebt ist, diesen Wandel aktiv mitzugestalten.

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In drei Themenblöcken widmeten sich Expertinnen und Experten der Bedarfsentwicklung zu Gipsrohstoffen, Substitutionsmöglichkeiten und deren Grenzen sowie dem aktuellen Stand des Gipsrecyclings. Darüber hinaus wurden Forschungsprojekte zur Erschließung neuer Gipsquellen und zum effizienten Ressourceneinsatz präsentiert.

Thüringens Umweltminister Tilo Kummer betonte gleich zu Beginn die Notwendigkeit, Gipsbedarf, Recycling, Substitutionsmöglichkeiten, eine nachhaltige Rohstoffgewinnung sowie Natur- und Umweltschutz in einem ganzheitlichen Ansatz zu betrachten.

„Die Uhr tickt“ mahnte Prof. Dr. Jörg Wagner, Präsident der Hochschule Nordhausen, und unterstrich die Dringlichkeit des Themas: „Mit dem Kohleausstieg fallen jährlich rund fünf Millionen Tonnen REA-Gips weg – eine Lücke, die bislang nicht ausreichend kompensiert werden kann.“ Christian Engelke vom Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V. prognostizierte eine anhaltend hohe Gipsnachfrage, insbesondere durch Bau- und Infrastrukturprojekte. Um diese zu decken, sei neben effizienter Rohstoffnutzung auch eine gezielte Steigerung der Naturgipsgewinnung notwendig.

Eine bedeutende alternative Rohstoffquelle zur Schließung der entstehenden Lücke sei der Recyclinggips, meinte Dr. rer. nat. Sebastian Schmidt, Professor für alternative Gipsrohstoffe im Fachbereich Ingenieurwissenschaften der Hochschule Nordhausen. Recyclinggips werde bereits in verschiedenen Bauprodukten wie z. B. Gipsplatten verwendet. Eine Herausforderung stelle jedoch die begrenzte Verfügbarkeit dar, ebenso wie die strengen Qualitätsanforderungen und die Notwendigkeit einer sortenreinen Erfassung. Prognosen zufolge werde die Menge an Gipsabfällen in den kommenden Jahren zunehmen – ein Trend, der die Verfügbarkeit von Recyclinggips voraussichtlich verbessern werde, so Professor Schmidt.

v.l.: Holger Ortleb, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Gipsindustrie und der Forschungsvereinigung der Gipsindustrie; Prof. Dr. Jörg Wagner, Präsident der Hochschule Nordhausen; Tilo Kummer, Umweltminister Thüringen; Stefan Heyne-Waltenburg, Etex Group. (Foto: Tina Bergknapp) v.l.: Holger Ortleb, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Gipsindustrie und der Forschungsvereinigung der Gipsindustrie; Prof. Dr. Jörg Wagner, Präsident der Hochschule Nordhausen; Tilo Kummer, Umweltminister Thüringen; Stefan Heyne-Waltenburg, Etex Group. (Foto: Tina Bergknapp)


Prof. Dr.-Ing. Robert-B. Wudtke, Inhaber des Lehrstuhls für Geotechnik an der Hochschule Nordhausen, präsentierte das Forschungsprojekt „RCPoroGips-WandPutz“ des Thüringer Innovationszentrums für Wertstoffe. Das Projekt beschäftigt sich mit dem Einsatz von Porenbeton und Brechsand in Gipsbauprodukten, mit dem Ziel, den Anteil an Bindemitteln in der Gipsmittelproduktion zu reduzieren und den Anteil an inerten Zuschlagstoffen zu maximieren. Laut Professor Wudtke sind erste Ergebnisse vielversprechend. Es hat sich gezeigt, dass ein Anteil von bis zu 70 Porenbetonbrechsand in der Gipsproduktion möglich ist, ohne die Qualität des Endproduktes negativ zu beeinträchtigen.

Der Innovationstag zeigte, dass die Gipsversorgung der Zukunft durch ein Zusammenspiel aus Materialeinsparung, Recycling, effizienter Ressourcennutzung und innovativer Forschung gesichert werden muss. Zudem wurde deutlich, dass ein umweltschonender Gipsabbau einen positiven Einfluss auf den Arten- und Biotopenschutz haben kann. Eine vollständige Substitution durch alternative Materialien ist derzeit nicht realistisch. Umso wichtiger sind gezielte Investitionen, klare gesetzliche Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Akzeptanz für nachhaltige Lösungen.

Die Hochschule Nordhausen verfolgt das Ziel, mit ihrer Forschung einen Beitrag zur Rohstoffsicherung und Ressourcenschonung zu leisten. Sie arbeitet daher an Lösungen, um die Recyclingprozesse zu optimieren und neue Verwertungsmöglichkeiten zu erschließen - zum Beispiel durch die Nutzung von Deponiematerial.
Autor: red

Kommentare
ArreeTim
14.04.2025, 14.15 Uhr
Projekte der Hochschule vielversprechend, weiter so... und Gipsabbau
wird es hier auch in 100 Jahren noch geben.

Und wer sich noch erinnern kann, genau das Argument REA Gips aus den Kohlekraftwerkentschwefelungsanlagen wurde seinerzeit geradezu andersherum bemüht. Nämlich dahingehend, dass es trotzdem (Qualität usw.) mehr Naturgips, wie gesagt, damals, brauchte. Die Gipslobby sollte sich etwas mehr bemühen, wenigstens.
Bodo Schwarzberg
14.04.2025, 14.34 Uhr
Kohnsteinsteinbruch: 50 bedrohte Arten sind weg
Die Verantwortlichen aus Wissenschaft und Industrie mögen doch bitte mal glaubhaft belegen, wie man allein die rund 50 einst auf dem Gebiet des heutigen Kohnstein-Steinbruchs siedelnden bedrohten und geschützten Pflanzenarten zurückbringen will? Dazu schrieb ich mal eine nnz-Serie.

Die Behauptung im Beitrag, die Steinbrüche könnten gut für den Artenschutz sein, ist überwiegend eine Halbwahrheit. Wenn der Uhu im Steinbruch brütet, aber zahlreiche andere Artvorkommen vernichtet wurden, so gibt es unter dem Strich einen Verlust und keinen Artenschutzgewinn. Nur dass die Verluste, ganz kognitive Dissonanz, gern unerwähnt bleiben.

Die Literatur zur Vegetationsentwicklung in Gipssteinbrüchen sowie die Erfahrung unterstreichen dies.

Unter bestimmten Voraussetzungen jedoch (z.B. kleine Steinbrüche, nur geringe Sonnenexposition), kann aber ein Steinbruch tatsächlich längerfristig auch für den botanischen und dadurch auch für den zoologischen Artenschutz wertvoll sein, wofür es auch in der Region Beispiele gibt.
Daran müssten sich die Verantwortlichen aber auch orientieren.

Nach meiner Meinung jedoch sollten wir besser versuchen, mit den Baustoffen auszukommen, die bereits gefördert und verarbeitet worden.
Die Begrenztheit von Ressourcen, Platz und die für uns lebenswichtigen Natur erfordert gerade in Zeiten der allumfassenden ökologischen Krise ein Umdenken.

Übrigens scheint bei der oben geschilderten Zusammenkunft leider kein Pflanzenökologe oder Geobotaniker teilgenommen zu haben. Sollte dies tatsächlich so sein, so fehlte entscheidende Expertise, wenn man den Aussagen zur Naturverträglichkeit der Gipswirtschaft Glauben schenken soll.
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