eic kyf msh nnz uhz tv nt
Mo, 06:50 Uhr
25.05.2020
94. BUND-Einsatz

Arterhaltung im Naturschutzgebiet Alten Stolberg

Im Umgang mit unserer einmaligen Gipskarst-Landschaft ist höchste Sensibilität geboten. Diesem Grundsatz sind der BUND-Kreisverband und seine Mitstreiter auch bei ihrem 94. landschaftspflegerischen Einsatz am vergangenen Sonnabend gefolgt...

Der 94. BUND-Einsatz im Naturschutzgebiet Alter Stolberg beinhaltete u.a. Erhaltungsmaßnahmen für die Orchidee Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea). Die Aufnahme entstand am 04.05.2020. (Foto: Bodo Schwarzberg) Der 94. BUND-Einsatz im Naturschutzgebiet Alter Stolberg beinhaltete u.a. Erhaltungsmaßnahmen für die Orchidee Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea). Die Aufnahme entstand am 04.05.2020. (Foto: Bodo Schwarzberg)

Zehn Aktive beseitigten den Neuaustrieb von Gehölzen, die sie im Februar auf einer größeren Fläche mit verbuschenden Trocken- und Halbtrockenrasen entfernt hatten.

Anzeige symplr
Diese, die darunterliegende Pflanzendecke schonende Herangehensweise, hat zum Ziel, im Einklang mit der Schutzgebietsverordnung und der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie jene Lebensgemeinschaften zu erhalten sowie zu fördern, die unsere Landschaft über Jahrhunderte prägten und unverwechselbar machten - unter weitestgehender Schonung bereits dort siedelnder, bedrohter und geschützter Pflanzenarten.

Das gelegentlich auch zu beobachtende Herausreißen von Gehölzen zur Pflege von Halbtrockenrasen kann im Gegensatz dazu diesen Grundsätzen nicht gerecht werden.

Trocken-, und je nach Artenzusammensetzung Halbtrockenrasen wurden einst vor allem mit Schafen und Ziegen in Hütehaltung beweidet. Spätestens nach der Wende begannen sie mit dem verbreiteten Niedergang der Schafhaltung zu verbuschen, was ein Grund für den Rückgang vieler Pflanzen- und auch Tierarten ist, die an diese Lebensräume angepasst sind, allerdings auch für die Ansiedlung anderer Arten. Manche lichtliebende Magerkeitszeiger aber haben genau dort ihre weithin letzten Rückzugsgebiete. Zunehmend können sie heute nur noch mit Hilfe des Menschen überleben, da ihre ursprünglichen Lebensräume durch menschliche Besiedlung und deren Folgen ebenfalls stark beeinträchtigt sind oder zerstört wurden.

Beim landschaftspflegerischen Einsatz am vergangenen Sonnabend und den beiden vorhergehenden an gleicher Stelle, versuchten wir daher, die für frühere Zeiten typischen offenen Strukturen, und ebenso die teilweise sogar erst durch die zeitweise Nutzungsaufgabe entstandene Strukturvielfalt zu erhalten. Das bedeutet zum Beispiel, Saumstrukturen am Rande von Gebüschmänteln, aber auch eine ganze Reihe größerer Sträucher zu schonen. Manche seltene Pflanzenarten, wie der stark gefährdete Kamm-Wachtelweizen (Melampyrum cristatum) und der gleichfalls seltene Echte Steinsame (Lithospermum officinale, diesen entdeckten möglicheise wir erstmals für diese Fläche), siedeln bevorzugt genau dort.

Nicht zuletzt machen es die zunehmend langen Dürreperioden geradezu notwendig, vor extremer Sonneneinstrahlung geschützte Bereiche auf ansonsten gezielt ungeschützten Flächen zu erhalten.

So entdeckten wir auf offener Fläche zwei junge Wild-Birnen-Bäume (Pyrus pyraster), die die vergangenen beiden Dürrejahre auffallend schadlos überstanden zu haben scheinen. Solche bisher vielfach vernachlässigten, deutschlandweit nicht sehr häufigen und vor allem heimische, Trockenheit stärker tolerierende Baumarten, sollten hinsichtlich ihrer Klimasensitvität viel stärker beobachtet und gegebenenfalls gefördert werden.

Besonderen Wert legten wir auch auf die Pflege eines Wuchsortes des Purpur-Knabenkrautes (Orchis purpurea). Mehrere Exemplare dieser ungefährdeten, aber geschützten Orchideenart wurden vor mehreren Jahren im Einsatzgebiet endeckt, sie drohten jedoch durch starken Schlehenaufwuchs wieder zu verschwinden. Sorgsam entfernten wir auch dort den Neuaustrieb der Gehölze.

Für die Zukunft ist es wichtig, dass sich die künftige Bewirtschaftung des einzigartigen Rasen- und Gebüschkomplexe wie auch in anderen Naturschutzgebieten des Landkreises an der Erhaltung der Biodiversität orientiert. Ideal wäre gelegentliche, zeitlich und örtlich rotierende handmaschinelle Mahd durch den BUND-Kreisverband in Kombination mit ebenso gelegentlicher und abgestimmter Schafhutung zur Erhaltung der Magerkeit und der Strukturvielfalt.

Die zehn Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die sich am vergangenen Sonnabend zusammengefunden hatten, widmeten sich von 9.30 bis 16 Uhr der Pflege im Naturschutzgebiet Alter Stolberg. Es kamen drei Freischneider zum Einsatz, von denen zwei von der Naturstiftung David gefördert wurden. Nur dadurch war es uns möglich, allmählich auch größere Flächen zu pflegen.

Allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sei noch einmal herzlich für ihren Einsatz gedankt, der diesmal von 9:30 bis ca. 16 Uhr andauerte. Der Dank bezieht sich übrigens auch auf die Einhaltung der Corona-Regeln.

Der nächste größere landschaftspflegerische Einsatz findet am 13. Juni statt.
Bodo Schwarzberg, BUND-Kreisverband Nordhausen
Autor: red

Kommentare

Bisher gibt es keine Kommentare.

Kommentare sind zu diesem Artikel nicht möglich.
Es gibt kein Recht auf Veröffentlichung.
Beachten Sie, dass die Redaktion unpassende, inhaltlose oder beleidigende Kommentare entfernen kann und wird.
Anzeige symplr
Anzeige symplr